Wie Griechenland geholfen werden kann (1)

Martin Garske ist Prokurist und seit 2013 Fondsberater. Als Vertriebsdirektor betreute er zuvor seit 2002 institutionelle Kunden bei apano. Zuvor war er lange Zeit u.a. als Wertpapierberater/-betreuer bei der Dresdner Bank AG beschäftigt. Darüber hinaus arbeitete er bei der Dresdner S.A. Lux im Bereich International Private Banking und als Portfoliomanager und Vermögensverwalter.

 Griechenland hat ein paar Monate Zeit gewonnen.  Die Börsen haben das gefeiert, aber noch viel deutlicher stiegen die Griechenland Anleihen, nämlich um fast 7%. Die Rendite meiner Anleihe, die ich am 28. Juni gekauft habe, ist dadurch von weit über 30% p.a. auf unter 26% p.a. gefallen. Damit liegt der Preis für griechische Staatsanleihen aber dennoch weiterhin auf Ramsch-Niveau. Und das, obwohl das Ausfallrisiko insbesondere der kurzen Laufzeiten ein ganzes Stück gesunken ist. Außerdem fehlt die Nachfrageseite im Markt nach wie vor, weil Banken, Fondsmanager und Versicherungen aus den in meinem letzten Blog beschriebenen Gründen nicht kaufen dürfen. Exakt hierin liegt eine einmalige Chance für den griechischen Staat.

Er sollte einfach den Spieß umdrehen und die grottenschlechte Beurteilung durch die Ratingagenturen in einen höchst lukrativen Vorteil für sich verwandeln.  Die Idee: Griechenland kauft seine kurzfristigen Staatsanleihen und damit seine eigenen Schulden über die Börsen zum Schnäppchenpreis zurück.  Je nach Laufzeit der Anleihen kann Hellas somit 1 Euro Schulden derzeit mit einem Abschlag von bis zu 40% tilgen. Die zwischen 2012 und 2014 laufenden Anleihen kosten nämlich weiterhin nur 60 bis 86 Cents pro 1 Euro Nennwert.   

So einfach könnte es funktionieren: Das Geld leihen die Geberinstitute, z.B. der IWF.  Sie räumen dem griechischen Staat eine Art Sonderziehungsrecht ein. Also einen revolvierenden Topf, auf den Griechenland zugreift, sobald es neue Rückkäufe im Markt vorgenommen hat. Diese Art der Entschuldung ist höchst elegant. Keine Ratingagentur kann die Vorgehensweise als Zahlungsausfall deuten und  zudem tut sie dem griechischen Bürger nicht weh. Natürlich rechnet sich dieses Rückkaufprogramm nur so lange, wie solch hohen Preisabschläge zum Nennwert der Anleihen bestehen. Deshalb muss es still und leise von statten gehen, denn sonst gibt es kein Angebot mehr zu diesen Schleuderpreisen.  Das Geld für den Topf kann wegen der konkreten Zielsetzung für Aufkäufe von Fälligkeiten bis Ende 2012 aus der alten 110-Milliarden-Linie und ab 2013 aus dem neuen 120-Milliarden-Paket kommen, das in Kürze verhandelt wird. Es ist also kein einziger neuer Kredit-Euro erforderlich.

Griechenland könnte mit diesem Topf eine faktisch risikolose Rendite erzielen, die selbst anspruchsvollste Menschen wie Herrn Ackermann zufrieden stellen würde.  Eine effizientere und zugleich stringentere Art von Schuldentilgung ist kaum darstellbar. Wie drückt sich dies in konkreten Zahlen aus?  Wenn wir die Laufzeiten bis Mitte 2014 anschauen, so reden wir laut französischem Bankenverband von ca. 85,5 Milliarden Euro an ausstehenden Bonds der Republik Griechenland.  Gelingt es  dem griechischen Staat, nur 15% davon im Markt zurückzukaufen zu einem Durchschnittspreis von sagen wir 75%, dann erreicht Griechenland damit eine Schuldenreduzierung von 3 Milliarden Euro.  Das ist mehr als ein Zehntel dessen, was das Land an Ausgabenkürzungen und Steuerhöhungen bis 2015 bei seinen Bürgern durchsetzen muss.  3 Milliarden sind immerhin fast 1% der griechischen Staatsschulden, also eine bemerkenswerten Größenordnung.

Zudem gäbe es noch einen stabilisierenden Nebeneffekt. Der mit den Rückkäufen verbundene stetige Kursanstieg bringt das Vertrauen auch in die langen Laufzeiten zurück. Die Renditen sinken und das könnte Griechenland vielleicht sogar die Möglichkeit verschaffen, sich mittelfristig selbst wieder am Markt mit frischem Geld zu versorgen. Und wer weiß: Vielleicht werden dann sogar die Ratingagenturen ihre Bonitätseinstufung für Anleihen aus Hellas wieder anheben.