Katerstimmung in Europa trifft auf Champagnerlaune in den USA

Martin Garske ist Prokurist und seit 2013 Fondsberater. Als Vertriebsdirektor betreute er zuvor seit 2002 institutionelle Kunden bei apano. Zuvor war er lange Zeit u.a. als Wertpapierberater/-betreuer bei der Dresdner Bank AG beschäftigt. Darüber hinaus arbeitete er bei der Dresdner S.A. Lux im Bereich International Private Banking und als Portfoliomanager und Vermögensverwalter.

Die Zahl der am Freitagnachmittag gemeldeten Neueinstellungen in den USA fiel erschreckend niedrig aus. Zeitgleich wurden auch die Werte für die Vormonate nach unten revidiert. Dies brachte das Fass zum Überlaufen, denn bereits nahezu alle anderen US-Konjunkturwerte der letzten Tage hatten darauf hingewiesen, dass die erwartete Frühjahrsbelebung der US-Wirtschaft ausbleibt. In heftigster Reaktion sackte der US-Dollar um 2% gegen Euro und Yen ab, was wiederum die Aktienmärkte in Europa und Japan auf Talfahrt schickte. Aber was passierte in den USA selbst? Nichts! Die Kurse hielten sich nahezu unverändert auf ihrem hohen Niveau. Diese Robustheit fließt natürlich in den apano-Stimmungsindex ein, der weiterhin eine insgesamt zuversichtliche Einstellung der globalen Anleger konstatiert.

Niedriger US-Dollar gut für viele Bereiche

Die gute Laune in den USA hat sich durch die gestiegene Wahrscheinlichkeit einer Verschiebung der nächsten Zinserhöhung bis mindestens Ende Juli 2016 eher noch weiter verbessert. Ein gutes Zeichen ist, dass die Stärke der US-Aktien sehr breit ausgelegt ist, was sich an der Entwicklung des Russell 2000 Index ablesen lässt. Aber auch die Schwellenländer atmen auf. Ein schwächerer US-Dollar und auf Sicht weiterhin extrem niedrige US-Zinsen entlasten diese Staaten unmittelbar. Darüber hinaus hilft der niedrigere US-Dollar der gesamten Rohstoffbranche und ihren Zulieferern, denn die Preise der Rohstoffe verhalten sich in der Regel reziprok zum USD-Kurs.

Die große Unbekannte: der Brexit

Der gute Stimmungswert darf aber nicht dazu verleiten, zu ignorieren, dass die in jüngsten Umfragen erstmals erreichte Mehrheit für die Brexit-Befürworter eine große Gefahr darstellt. Denn von den institutionellen Geldmanagern rechnet kaum einer ernsthaft damit, dass der Brexit tatsächlich kommen wird. Umso größer ist die Absturzgefahr der europäischen Börsen, wenn er dann doch eintritt. Die kurzfristigen Chancen und Risiken der Märkte sind deshalb nicht gleich verteilt. Das gilt sowohl für die  einzelnen Branchen als auch für die geografische Portfolioaufstellung. Vieles spricht derzeit für eine – in der Währung teilabgesicherte – Bevorzugung des amerikanischen Kontinents.

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