Was ist bloß mit dem Goldpreis los?

Martin Garske ist Prokurist und seit 2013 Fondsberater. Als Vertriebsdirektor betreute er zuvor seit 2002 institutionelle Kunden bei apano. Zuvor war er lange Zeit u.a. als Wertpapierberater/-betreuer bei der Dresdner Bank AG beschäftigt. Darüber hinaus arbeitete er bei der Dresdner S.A. Lux im Bereich International Private Banking und als Portfoliomanager und Vermögensverwalter.

Treue Anhänger des gelben Metalls sind derzeit irritiert: Geopolitische Gereiztheit zwischen den Großmächten USA-Russland-China wie schon seit den 1980er Jahren nicht mehr gesehen, taumelnde Währungen in den aufstrebenden Schwellenländern, in vielen Ländern arg überzogene Immobilienpreise, kritisch teure Aktienkurse, unaufhaltsam weiter steigende globale Staatsverschuldung , fehlende Rendite auf Anleihen mit Top-Bonität – eigentlich liefert jeder dieser Fakten ein Argument für steigende Goldkurse. In ihrer Summe müsste der Preis also förmlich explodieren.

Aber statt schöner Wertzuwächse taumelt der Goldpreis seit seinem am 4. September 2011 erreichten Rekordhoch von 1.885 US-Dollar in mehreren Wellen nach unten und liegt aktuell 37,6% unter seinem Allzeithoch. Wer sich letzte Weihnachten mit einer Goldunze beschenken ließ, hat aktuell einen Wertverlust von -7,8% (in USD) zu verschmerzen. Wieso ist das so und wie geht es weiter?

Fakten helfen!
Hier ein paar Fakten: In den letzten drei Jahren wurden ziemlich konstant etwa 3.200 Tonnen Gold pro Jahr gefördert. Die Nachfrage nach Gold betrug im ersten Halbjahr 1.959 Tonnen. Das war der niedrigste Stand seit 2009. Juweliere kauften weniger ein, insbesondere aus Indien blieb die Nachfrage schwach. Die Industrie hingegen förderte 2% mehr (Quelle: World Gold Council). Die durchschnittlichen Förderkosten pro Unze liegen bei ca. 900 US-Dollar pro Unze. Dies beinhaltet die kompletten Kosten, also inklusive Verwaltung und Aufrechterhaltung des Förderbetriebs. Die gute Nachricht ist, dass der Goldpreis sicher nicht unter diese „All In Sustaining Costs“ (AISC) fallen wird. Somit ist also das maximale Restrisiko für einen Goldbesitzer beim heutigen Kurs von 1.176 US-Dollar bei etwa 20% anzusetzen.

Warum ist der Goldpreis überhaupt unter Druck geraten?
Aber warum ist der Goldpreis überhaupt so stark unter Druck geraten? Hier muss zunächst die Ausgangsbasis bewertet werden. 2011 befanden wir uns inmitten der Finanzkrise. Griechenland und Portugal standen vor der Pleite, die Nerven lagen blank. Denn Banken und Staaten drohten unter der Schuldenlast zusammen zu brechen. Das Ende des Euro schien gekommen. Insofern war der damalige Spitzenpreis des Goldes ein Panikkurs, die glatte Verdopplung in nur zwei Jahren (Sep 2009 – Sep 2011) eine Folge gewisser Hysterie. Nachdem die schlimmsten Befürchtungen nicht eintraten, war eine deutliche Kursberuhigung die logische Folge. Mindestens 25% Kursrückgang von seiner Spitze würde ich der Beruhigung nach dem Fast-Crash des Eurolandes zuschreiben – womit wir bei einem Kurs von ca. 1.400 USD sind. Dieses Niveau wurde im Frühjahr 2013, also inmitten der Phase der Normalisierung der Märkte, erreicht. Für den Kursverfall von dort auf aktuell knapp unter 1.200 Dollar gibt es mehrere Gründe: Für viele Privatanleger, aber insbesondere auch Großanleger (Vermögensverwalter/ Fondsmanager), ist Gold bloß eine Geldanlagemöglichkeit unter vielen. Wenn sich der Kurs nicht nach oben entwickelt, wird verkauft und in lukrativere Möglichkeiten getauscht. Gold wird von Anlegern oftmals über Zertifikate oder Fonds (ETCs oder ETFs) erworben. Beide Kategorien verzeichneten zuletzt hohe Mittelabflüsse enttäuschter Spekulanten, weshalb diese Anbieter Teile ihrer als Reserve hinterlegten und eingelagerten Goldbestände verkaufen mussten.

US-Dollar eng mit dem Goldpreis verknüpft
Ein weiterer Grund ist der Anstieg des US-Dollars. Gold ist ein Metall. Die Leitkurse von Rohstoffen werden über den Dollar ermittelt. Üblicherweise bewegen sich deren Preise entgegen gesetzt zur Richtung des Dollarkurses. Deshalb ist der jüngste Kursrutsch des Goldpreises auch für Euroanleger nicht ganz so dramatisch: Auf 3 Monate verlor der Kurs in US-Dollar fast zehn Prozent, wegen des steigenden Dollarkurses betrug das Minus für einen Anleger aus Euroland hingegen ein Drittel weniger. Die Schwäche einiger Schwellenländerwährungen dürfte ebenfalls ein Grund für den Preisrutsch beim Gold sein: Es gibt Gerüchte, dass die betroffenen Länder Teile ihrer Goldreserven verkauften und für den Gegenwert ihre Währung kauften, um diese zu stützen. Insbesondere die Türkei soll seit Monaten auf diese Weise via US-Geschäftsbanken interveniert und dabei ihre Goldbestände notgedrungen fast halbiert haben.

Gold bleibt Krisenwährung Nummer 1!
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass derzeit die Markttechnik – fester US-Dollar, Währungsprobleme der Schwellenländer, Nachfragerückgang aus Indien – den Goldpreis stärker bewegt als latente Ängste vor großen Marktverwerfungen. Eine starke Erholung beim Goldpreis ist zwar kurzfristig nicht zu erwarten. Andererseits aber nähert sich der Preis den Gesamtförderkosten, was den derzeitigen Kurs nach unten zunehmend abstützt. Gold hat sich in globalen Krisen stets bewährt. Keiner der eingangs erwähnten Störfaktoren stellt eine solche Krise dar, weswegen derzeit Gold „out“ ist. Da wir Menschen aber neben den vielen ökonomischen Herausforderungen auch mit sich beschleunigenden ökologischen und massiven soziologischen Veränderungen konfrontiert sind, kann es durchaus in näherer Zukunft ungemütlich werden. Dann erst Gold zu kaufen wird teuer werden. Warum nicht also bereits jetzt zugreifen, wo es günstig im Sonderangebot zu haben ist?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert