Der erste Bitcoin-Block und die Blockchain-Technologie (Teil 2)

Christian Schmidt, Hedgefonds-Berater (ebs/BAI), ist Senior-Wertpapierspezialist und seit 2003 bei apano als Ansprechpartner für Finanzdienstleister tätig. Er hält regelmäßig Vorträge bei Anlegermessen und Fachveranstaltungen. Zuvor war er Geschäftsführungsassistent einer Dortmunder Steuerberatungskanzlei mit dem Schwerpunkt "Private Finance / Family Office" sowie Finanzplaner in einem Kölner Finanzdienstleistungsinstitut.

Für alle, die den Teil 1 nicht gelesen haben, hier ist die kurze Zusammenfassung.

Im Teil 1 haben wir folgendes besprochen:

  • das Geld ist nicht mehr mit Goldreserven unterstützt und verliert an Kaufkraft, weil es nahezu beliebig vermehrt werden kann
  • von Bitcoin wird es nur 21 Mio. Stücke geben, das sollte dem Inflationsschutz dienen
  • Bitcoin braucht keine Banken – jeder Teilnehmer übernimmt die Bankfunktion
  • die Bitcoin-Transaktionen sind miteinander verkettet und können deshalb nicht verändert werden.

Wie entstand der erste Bitcoin-Block?

Der aller erste Bitcoin-Block, auch Genesis-Block oder besser Null-Block benannt, wurde am 3. Januar 2009 um 18.15 (Greenwich-Time) von einem Entwickler (oder Entwicklergruppe, genaueres ist unbekannt) namens „Satoshi Nakamoto“ kreiert. Dafür wurde einfach ein Titel aus der Zeitung „The Times“ vom 03.01. genommen und in einen Hash umgewandelt (was „Hash“ bedeutet haben wir im Teil 1 besprochen).

Der Titel lautete „Chancellor on brink of second bailout for banks“, was bedeutet: „Der Kanzler ist bereit, die Banken mit einer neuen Tranche zu unterstützen“. Das war angeblich ein Hinweis auf die britische Regierung, die damals nicht in der Lage war, nach der Krise des Jahres 2008 die Wirtschaft anderweitig zu fördern.

Was geschah danach?

Danach generiert „Satoshi Nakamoto“ noch weitere Bitcoins. Zu welchem Zweck, ob das nur ein weiterer Test war, oder ob die Entwickler die Anteile für sich gesichert haben, bleibt ein Rätsel. Ein paar Tage später fand die erste Überweisung von 10 Bitcoins statt. Bei der Prüfung dieser ersten Transaktion wurde der Prüfserver (auch „Miner“ genannt) mit 50 Bitcoins vom System belohnt.

Und so ging es vermutlich immer weiter. Mit jeder neuen Transaktion entstanden immer mehr neuen Bitcoins. Immer mehr Enthusiasten haben ihre Rechnerkapazitäten für die Transaktionsprüfung (ein Teil des „Mining“-Prozesses) zur Verfügung gestellt, um die Belohnungen für die Prüfungen zu bekommen. Immer mehr Menschen haben die Bitcoins über die Börse gekauft oder auch als Zahlungen für ihre Leistungen in Bitcoins bekommen. So läuft es auch bis heute. Dabei wird keine Bank miteinbezogen. Es gibt nur ein weltweitgeführtes Kontobuch, und die Kopie dieses Buches hat jedes Mitglied des Netzwerks.

Bitcoin kann man somit wie folgt erwerben:

  • Entweder lösen Sie eine mathematische Aufgabe schneller als alle anderen Miner der Welt (dann bekommen Sie Stand heute 6,25 Bitcoins vom System als Belohnung).
  • Oder sie gehen an die Börse und kaufen die Bitcoins dort (in dem Fall bekommen Sie die Bitcoins, die jemand verkaufen möchte).
  • Anschließend können Sie die Bitcoins als Zahlung für Ihre Leistungen oder Waren nutzen.

Was bekommen Sie aber in der Tat, wenn Sie zum Beispiel 10 Bitcoins erwerben?

In der Tat bekommen Sie einfach eine Referenz im weltweitgeführten Kontobuch. Die Referenz ist 10 Bitcoinswert und Sie können ab sofort die Beiträge kleiner oder gleich 10 Bitcoins selbst bezahlen.

Woher weiß man, dass der Wert von Ihrer Referenz gleich 10 Bitcoins ist? Das weiß das System, weil die Vorgänger Ihrer Referenz mindestens 10 Bitcoins (oder mehr) Wert war.

Und warum sollte man daran glauben? Weil die Vor-Vorgänger Ihrer Referenz ebenso mindestens 10 Bitcoins (oder mehr) Wert hatte. Jeder im Netz kann das prüfen und bestätigen. Und so geht es immer weiter zurück zu dem Zeitpunkt in der Vergangenheit, wo irgendein Miner die 50 Bitcoins als Belohnung bekam.

Sie verstehen immer weniger und weniger? Keine Angst. Dieses Beispiel ist sehr abstrakt. Wir werden zu dem Thema wieder und wieder kommen, bis das mehr oder weniger verständlich sein wird. Anderenfalls stellen Sie uns einfach Ihre Fragen als Kommentare. Wir versuchen, sie zeitnah zu beantworten.

Jetzt fassen wir das Ganze nochmals zusammen: zuerst wurde ein Null-Block generiert, dafür entstand die Belohnung 50 Bitcoins. Dann wurden weitere Bitcoins generiert. Danach entstand die erste Zahlung. Dafür entstand ebenso die Belohnung. Dann kamen weitere Zahlungen und weitere Belohnungen. So läuft es auch bis heute.

Die Bitcoins kann man entweder selbst „minen“ oder an der Börse kaufen oder als Zahlung für die Leistung oder Ware bekommen. Jeder Bitcoin resultiert aus einer Miner-Belohnung. Eine Ausnahme ist der Null-Block.

Mit diesem Erkenntnis kommen wir zum Thema „Blockchain“ – eine Technologie, die für die Verkettung in der Bitcoin-Netz verantwortlich ist.

Blockchain: eine Datenbank mit den verketteten Datensätzen.

Der Begriff „Blockchain“ ist praktisch zusammen mit dem Begriff „Bitcoin“ zur Welt gekommen, weil Bitcoin auf dem Blockchain basiert. In der Tat kann die Blockchain-Technologie viele weitere Anwendungsgebiete haben. Die Anwendung für Bitcoin bringen wir jetzt kurz ins Licht.

Im Teil 1 haben wir folgendes Beispiel für die Geldtransaktionen im Kryptowelt von unseren hypothetischen Personen Max, Rita und Alex genommen:

„1 Max zahlt 9 Bitcoins an Rita“
„2 Max zahlt 9 Bitcoins an Rita, 2 Rita bekommt 9 Bitcoins“
„3 Max zahlt 9 Bitcoins an Rita, 2 Rita bekommt 9 Bitcoins, 3 Rita zahlt 4 Bitcoins an Alex“
„4 Max zahlt 9 Bitcoins an Rita, 2 Rita bekommt 9 Bitcoins, 3 Rita zahlt 4 Bitcoins an Alex, 4 Alex bekommt 4 Bitcoins“.  

Wir wissen schon, in der Krypto-Welt beinhaltet jede Transaktion die Information über die Transaktionen-Vorgänger.
Diese verkettete Liste kann man „Kontobuch“ nennen und es befindet sich sowohl bei Max als auch bei Rita, als auch bei Alex.

Wenn Max zum Beispiel nur 9 Bitcoins besitzt und sagt, dass er 10 Bitcoins an Rita überwiesen hat, werden Rita und Alex ihm das nicht glauben. In Ihren Kontobüchern sind ja nur 9 Bitcoins bei Max eingetragen.
Bei einer Schummelei muss also die Mehrheit der Beteiligten eine falsche Aussage machen. In unserem Beispiel sind das mindestens zwei Mitglieder. Die Verfälschung wäre im unseren Beispielsystem somit wohl möglich. Die Anzahl der Beteiligten ist übersichtlich. Die Anzahl der Transaktionen hält sich in Grenzen. In der Realität gibt es aber mehrere Millionen Nutzer. Mehr als die Hälfte aller Kontobücher der Welt zu verfälschen ist zwar möglich, aber unwahrscheinlich (das zeigen wir Ihnen später).  

Vorab ein Zwischenfazit: je mehr Teilnehmer miteinander Zahlungen abwickeln, desto zuverlässiger wird das Ganze! Denn alle Netzwerkteilnehmer sehen sich auch in der Rolle eines Gemeinschaftsnotars, wobei die Entscheidung „Korrekte Transaktion oder nicht“ die Mehrheit trifft.

Nach diesem Prinzip funktioniert nämlich die Blockchain-Technologie. Blockchain ist mehr als eine Datenbank. Das ist eine erweiterbare Liste von Datensätzen, wobei die neuen Blocks nach einem speziellen Verfahren an eine bestehende Kette angehängt werden. Die Blockkette bildet eine dezentrale Datenbank und befindet sich gespiegelt auf mehreren Rechnern im Netz gleichzeitig. Jede Änderung muss nach bestimmten Verfahren geprüft und von der Mehrheit akzeptiert werden. Diese Transparenz und die vielfache Prüfung erschweren Fälschungen. Eine erfolgreiche Fälschung liegt im prozentualen Wahrscheinlichkeitswert nahezu bei Null, sprich: Eine Fälschung ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen.

Die zukünftige Wichtigkeit der Blockchain-Technologie ist schwer zu unterschätzen. Die Anwendung findet Blockchain nicht nur bei der Erstellung der Kryptowährungen (auch Mining genannt), sondern auch bei der Erstellung von Smart-Kontrakten, bei digitalen Abstimmungen, bei der Prüfung der digitalen Identität, im Autoleasing, Car-Sharing, Urheberrechtschutz von Kunstwerken, Schutz vom Dokumentenfälschung usw.

Bildlich gesprochen ermöglicht Ihnen die Blockchain–Technologie eine digitale Brieftasche.  

Es gibt jedoch auch Probleme. Die Kritiker und Gegner der Blockchain erwähnen die drei Schwachstellen: Skalierbarkeit, Sicherheit und Performance. Ihr Argument: mit der zunehmenden Anzahl der Nutzer und deren Transaktionen muss deutlich mehr Hardware und somit mehr Energie aufgewendet werden. Die Prüfprozesse (und somit in Finanzwelt die Zahlungsabwicklungen) werden langsamer. Die Fälschungsversuche kommen öfter vor. Die aktuellen Systeme (in der Finanzwelt sind das die Zahlungsdienstleister wie VISA oder MasterCard) sind Stand heute wegen ihrer von vornherein gut projektierten Skalierbarkeit im deutlichen Vorteil.

An allen diesen Blockchain-Problemen wird aber sukzessiv weitergearbeitet. Wie schnell sich der Stand der Dinge ändert, kann man jetzt nicht voraussagen. Hier bleibt es nur zu beobachten. Selbst das Thema „Die Anwendungsgebiete vom Blockchain“ ist sehr umfangreich und geht über die Grenze dieser Artikel hinaus. Wir werden jedoch auf die Themen „Smart-Kontrakt“ und „Bitcoin Wettbewerber – Ethereum“ in unseren anderen Beiträgen sicherlich zurückkommen.

Lesen Sie im Teil 3:

  • Digitale Signatur
  • Public und Private Key

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Quellen:
cryptography Info Page (metzdowd.com)
Bitcoin – Browse Files at SourceForge.net
mempool – Bitcoin Explorer

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