Game over für Griechenland? (3)

Martin Garske ist Prokurist und seit 2013 Fondsberater. Als Vertriebsdirektor betreute er zuvor seit 2002 institutionelle Kunden bei apano. Zuvor war er lange Zeit u.a. als Wertpapierberater/-betreuer bei der Dresdner Bank AG beschäftigt. Darüber hinaus arbeitete er bei der Dresdner S.A. Lux im Bereich International Private Banking und als Portfoliomanager und Vermögensverwalter.

Es ist soweit: Das griechische Parlament wird morgen die Sparbeschlüsse absegnen, eine abgemilderte Version erbitten oder auf Konfrontationskurs mit der EU einschwenken. Es wäre sinnlos verschwendete Energie, schnell noch nach Delphi zu reisen um das Orakel zu befragen, was es dazu denkt. Spätestens Donnerstag werden wir es ohnehin wissen.   

Geht es Ihnen auch so? Im unmittelbaren Vorfeld der Entscheidung überlege ich, wie ich dabei sein kann, wenn die Finanzmärkte die Entscheidung feiern. Aber natürlich ohne dabei Kopf und Kragen zu riskieren. Denn es kann ja auch zur großen Panik an den Börsen kommen, falls das Sparpaket in Athen durchfällt.   

Meine Aktienquote habe ich schon vor einigen Wochen deutlich reduziert.  Den EuroStoxx mit seinen vielen Finanzwerten meide ich derzeit komplett. Wichtig ist es mir, einen  Managed-Futures-Fonds im Depot zu haben. Falls nämlich die Märkte geschockt reagieren, gibt es eine Flucht in Kasse. Dadurch entstehen ausgeprägte und starke Trends an den Aktien-, Rohstoff- und Anleihemärkten. In solchen Marktphasen performen Trendfolgesysteme meistens hervorragend.

Ich hoffe, dass mein Managed-Futures-Fonds  dann die Verluste meiner Aktien egalisieren kann, so wie zuletzt im Herbst 2008. Umgekehrt können Trendfolgesysteme aber auch zu den Gewinnern gehören, wenn die Finanzmärkte in Feierstimmung geraten. Hauptsache es gibt eine klare und nachhaltige Richtung. Derzeit sind die meisten Handelssysteme defensiv aufgestellt, weil es an Trends mangelt. Es sollte ihnen also gelingen, sich schnell auf die richtige Seite zu stellen, wenn die Märkte nach oben oder unten ausbrechen.

Meine riskanteste Position ist, dass ich mir soeben für einen Bruchteil meines Geldes eine kurzlaufende Griechenland-Staatsanleihe gekauft habe. Die Rendite hierfür liegt derzeit bei verlockenden 30%. Warum ist diese so extrem hoch? Zum einen, weil das Risiko eines Teilausfalls hoch ist und sogar Totalverlust nicht auszuschließen ist. Zum andern, weil die Markttechnik völlig verzerrt ist. Denn institutionelle Anleger wie z.B. Banken und Versicherungen, aber auch die meisten Vermögensverwalter und Fondsmanager dürfen diese Anleihe weder kaufen noch im Bestand ihrer Kunden führen. Das hängt damit zusammen, dass die Ratingagenturen Griechenland als so-gut-wie-Pleite-Kandidat eingestuft haben (CCC).

Es ist den Bankberatern und Fondsmanagern schlichtweg untersagt, Anleihen solcher Schuldner zu empfehlen oder mit dem Geld der Kunden Produkte mit einem solchen Votum zu kaufen und in Fonds, Vermögensverwaltungen oder Versicherungen zu packen. Einer Privatperson hingegen steht diese Entscheidung frei. Wenn  Griechenland  den Staatsbankrott vermeiden kann, wird diese Anleihe bei Fälligkeit in 11 Monaten einen prozentual deutlich höheren Gewinn abwerfen, als aus den Aktienmärkten selbst bei Unterstellung eines hoch optimistischen Szenarios erwartet werden darf.  Haben die Politiker jedoch gelogen, und ich werde als Privatanleger gegen meinen Willen doch zu einer Umschuldungs-Hilfsmaßnahme  gezwungen, so gehe ich davon aus, dass ich dann in etwa null auf null rauskomme, da ja die 30% Rendite einen guten Risikopuffer bilden. 

Falls jedoch Hellas Staatsbankrott anmeldet, ist diese Investition futsch.  Deshalb bin ich nur mit so viel Prozent meines Geldes eingestiegen, wie ich als vorsichtiger Anleger durchschnittlich in 1 Jahr an Rendite erwirtschafte. Zusammen mit meiner reduzierten Aktienquote, meinem Managed Futures Fonds und einer hohen Quote Cash fühle ich mich nun gut aufgestellt für das, was ich vorhatte: Chancen nutzen, Risiken weitgehend vermeiden.