Wie ein Land sich kaputt spart

Letzte Woche las ich den Artikel Wie wir Griechen immer deutscher werden auf Spiegel Online. Dies erinnerte mich an meinen Osterurlaub bei meiner Familie in meiner griechischen Heimat. Ostern hat für die Griechen einen recht großen Stellenwert, analog zum Weihnachtsfest in Deutschland.

Die Menschen kaufen Geschenke ein, besuchen die Familie, feiern gemeinsam. Dieses Jahr war alles anders. Im Vergleich zu meinem letzten Griechenlandbesuch im Sommer 2011 habe ich eine massive Verschlechterung der Wirtschaft festgestellt.

Viele Läden und Lokale in den Innenstädten sind leer, ohne Aussicht auf Weitervermietung. Der Handel stirbt aus. Ein alter Freund von mir arbeitet als Steuerberater. Im Monat März hatte er ganze 30 (in Worten: Dreißig!) Euro eingenommen, obwohl ihm seine Kunden etwas über 60.000 Euro schulden.

Ein anderer betreibt eine Nachhilfeschule, zur Vorbereitung für die Aufnahmeprüfung an der Universität. Dort sind derzeit etwa 100 Schüler eingeschrieben. In der Regel zahlt jeder Schüler für den Unterricht um die 90 Euro pro Monat. Im März haben allerdings nur zwei von ihnen ihre Beiträge bezahlt! Wie soll er mit 180 Euro auskommen? Und welche Rechnungen soll er wiederum damit begleichen? Autos werden kaum gefahren, denn der Liter Super Benzin kostet 1,84 Euro und das kann sich keiner (oder können sich nur sehr wenige) leisten.

Die Beamten, die ein gesichertes Einkommen haben, zumindest solange die Stadt nicht ihren Bankrott erklärt, horten ihr Geld für noch schlimmere Zeiten. Denn keiner glaubt, dass sie nicht kommen werden. Dies sind einige Beispiele für die derzeit aussichtslose Situation.

Natürlich gibt es auch Beispiele von Menschen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen wie z.B. die sogenannte „Kartoffelbewegung“. Die Bauern haben den Verkauf ihrer Kartoffelernte ohne Zwischenhändler selbst organisiert. So hat zum Beispiel mein Vater direkt vom Bauern 100 Kilo Kartoffeln gekauft zu 0,22 Euro das Kilo. Sie wurden in der ganzen Familie aufgeteilt. Das gleiche passierte auch mit Olivenöl. Bei 3 Euro pro Liter profitierte nicht nur der Erzeuger bei entsprechend größeren Mengen, sondern auch der Verbraucher.

In Gesprächen erkennen viele meiner griechischen Freunde die aussichtslose Situation und sind sich einig, dass sich etwas verändern muss. Denn nur sparen, ohne eine Aussicht auf eine bessere Zukunft, erscheint ihnen als zu wenig. Wie diese Zukunft denn aussehen mag, weiß niemand und eine Masterlösung hat auch keiner. Am wenigsten die Politiker, die am 6. Mai 2012 wieder gewählt werden wollen.