Was ist denn mit dem DAX los?

Martin Garske ist Prokurist und seit 2013 Fondsberater. Als Vertriebsdirektor betreute er zuvor seit 2002 institutionelle Kunden bei apano. Zuvor war er lange Zeit u.a. als Wertpapierberater/-betreuer bei der Dresdner Bank AG beschäftigt. Darüber hinaus arbeitete er bei der Dresdner S.A. Lux im Bereich International Private Banking und als Portfoliomanager und Vermögensverwalter.

Seit Jahresanfang 2015 bis Mitte April stieg er wie am Schnürchen gezogen, der deutsche Leitindex. Doch dann riss der Faden. Deutliche 8,6% haben die deutschen Blue Chips bislang von ihrem Allzeithoch am 13. April bis zu ihrem Tiefstand heute Vormittag verloren. Damit hat sich der bisherige 2015er DAX-Zuwachs von 26,3% auf 15,4% reduziert. Was steckt dahinter?
Ein solch steiler Anstieg reizte natürlich zu Gewinnmitnahmen. Dies will ich hier aber nicht erörtern, sondern vielmehr versuchen, die logische Kette hinter dem Kursrückgang der letzten drei Wochen zu identifizieren.

Die Kräfte hinter der DAX-Rallye

Zunächst müssen wir die treibenden Kräfte hinter der DAX-Rallye vom Jahresanfang  ausmachen. Es gab drei leistungsstarke Hausse-Motoren: allen voran der schwache Euro, der die Fantasie der Anleger beflügelte, ist doch Deutschland eine Exportnation par excellence. Zum zweiten der dramatisch gefallene Ölpreis, der einerseits die Kaufkraft der Konsumenten erhöhte und andererseits die Produktionskosten der Firmen absenkte. Die damit verbundene drastisch gesunkene Inflationsrate führte zum dritten Argument, einer gigantischen Rallye in deutschen/europäischen Staatsanleihen. Die rasante Absenkung der Refinanzierungskosten für die Industrie war der dritte Motor, der die Fantasie -und damit die DAX-Kursrakete- befeuerte.

Der Profiteur der aktuellen Entwicklung sitzt auf der anderen Seite des Atlantik

Schauen wir uns diese drei Triebfedern heute an, stellen wir fest: der Ölpreis (Brent in USD) ist seit seinem Tief im Januar um 55 Prozent gestiegen, der USD seit März um 7 Prozent und die Renditen für  10jährige deutsche Staatanleihen sind seit ihrem Tiefstand am 17. April gar um sagenhafte 750 Prozent explodiert: von 0,073% auf aktuell  0,537%.
Natürlich sind diese Werte, absolut betrachtet, immer noch höchst attraktiv für den Standort Deutschland. Aber eine gehörige Spaßbremse waren diese heftige n Gegenbewegungen schon. Es muss sich jetzt heraus stellen, wieviel vom DAX-Höhenflug nachhaltig ist, also gehalten werden kann, nachdem das extrem günstige Umfeld sich normalisiert hat. Sicher wird der DAX fünfstellig bleiben, das gibt die Bewertung der Unternehmen durchaus her. Aber die 12388 Punkte vom 13. April 2015 werden wohl für eine geraume Zeit als historische Bestmarke Bestand haben. Denn der Profiteur der aktuellen Entwicklung sitzt auf der anderen Seite des Atlantik. Wir erwarten einen tendenziell weiter steigenden Euro und Ölpreis und gehen deshalb von einer Umdrehung der Geldströme aus – wir erwarten für das 2. Quartal eine relative Outperformance der USA gegenüber Europa. Dass aber ohne die internationalen Netto-Geldzuflüsse Europa und der DAX zu neuen Höhen klettern kann, ist fraglich. Denn die inländischen institutionellen Anleger verlieren derzeit gerade viel Geld mit ihren Anleihen. Das schränkt deren Risikobudgets massiv ein. Es ist deshalb nicht zu erwarten, dass von dort viel Geld aus Anleihen in Aktien strömt, wie vielfach für einen solchen Fall  prognostiziert wurde. Vielmehr ist das Gegenteil zu erwarten, dass nämlich im Falle weiter fallender Anleihekurse parallel auch Aktienbestände veräußert werden, um das budgetierte Verlustrisiko im Rahmen zu halten.

Umsetzung im apano HI Strategie 1

Es ist nur konsequent, dass wir diese Überlegungen auch in unserem Fonds apano HI Strategie 1 umsetzen. Wir haben in der Quote des Anlagestils „Aktien long only“ derzeit Europa gegenüber USA  untergewichtet. Dagegen haben wir aber eine angemessene Quote in DAX-Discountern, da wir nicht von einem Crash hierzulande ausgehen. Insgesamt zollen wir aber dem unruhig gewordenen Markt Tribut und halten momentan eine vergleichsweise hohe Cashquote. Sieben der acht Investmentstile des Portfolios haben wir leicht unterhalb der mittleren Sollgewichtung allokiert. Lediglich im Bereich „Aktien Long-Short“ sind wir minimal übergewichtet.