Der DAX will den Ausbruch nach oben

Martin Garske ist Prokurist und seit 2013 Fondsberater. Als Vertriebsdirektor betreute er zuvor seit 2002 institutionelle Kunden bei apano. Zuvor war er lange Zeit u.a. als Wertpapierberater/-betreuer bei der Dresdner Bank AG beschäftigt. Darüber hinaus arbeitete er bei der Dresdner S.A. Lux im Bereich International Private Banking und als Portfoliomanager und Vermögensverwalter.

Europäische Aktien haben – unter Führung des DAX – in der abgelaufenen Woche relative Stärke bewiesen. Nun hat heute früh der deutsche Leitindex seinen langfristigen Abwärtstrend kurz verlassen und die Hoffnung genährt, dass noch mehr möglich ist. Die zuletzt gezeigte Stabilität ist deshalb besonders bemerkenswert, weil sich die US-Börsen als große globale Stimmungstreiber zuletzt richtungslos zeigten. Dort hat die Berichtssaison zum zweiten Quartal 2016 zwar insgesamt bislang überzeugt, jedoch haben einige Indexschwergewichte wie z.B. McDonald´s oder Coca Cola enttäuscht und mit kräftigen Kurseinbrüchen die Indizes ausgebremst. Vor allem aber belastet die US-Aktien nun wieder der kollabierende Ölpreis. Seit seinem Zwischenhoch Anfang Juni hat die Ölsorte WTI bereits wieder 21% an Wert verloren und steht aktuell bedrohlich nahe an der psychologischen 40 $ Marke. Ein Sturz darunter könnte die überwunden geglaubten Ängste vom Jahresanfang wieder hochkommen lassen. Deshalb ist der Ölpreis – wieder einmal – derzeit einer der wichtigsten Einflussfaktoren für die Märkte.

Weltkonjunktur verlangsamt sich weiter

Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus den USA und aus China signalisieren, dass die Weltkonjunktur sich eher weiter verlangsamt als beschleunigt. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinsanhebung der amerikanischen Notenbank liegt deshalb nun erst für die FED-Sitzung im September 2017 (!) bei mehr als 50%. Dennoch könnte die Skepsis über das globale Wirtschaftswachstum etwas übertrieben sein. Die schwachen US-BIP Zahlen für das zweite Quartal sind auch Folge eines kräftigen Lagerabbaus. Perspektivisch gibt dies eher Hoffnung. Der Bankenstresstest in Europa fiel erwartungsgemäß aus. Dennoch ist er meiner Meinung nach wenig aussagekräftig, denn das vielleicht wichtigste Stresskriterium – die extrem niedrigen Zinsen – war gar nicht Bestandteil des Tests. Eine schwache Weltwirtschaft verlängert und verschärft dieses Problem jedoch weiter und könnte über die starke Gewichtung der Banken die europäischen Aktienindizes und damit die Gesamtstimmung an den Märkten belasten.

apano-Stimmungsindex misst weiterhin positive Stimmung

Der DAX könnte seine zuletzt gewonnene relative Stärke durchaus fortsetzen, denn die Bewertung der deutschen Aktien ist im internationalen Vergleich spätestens jetzt, nach der wochenlangen Hausse der US-Aktien, attraktiv. Zudem beinhaltet der DAX nur wenige Bankwerte. Auf globaler Ebene schrillen im apano-Stimmungsindex zwar weiterhin nirgends die Alarmglocken. Im Gegenteil: die Märkte präsentieren sich immer noch sehr relaxt, und die gemessene Nervosität (Volatilität) des amerikanischen S&P 500 verharrt weiterhin am Rekordtief. Das ist aber kein Grund zur Sorglosigkeit, denn die akute Schwäche des chinesischen Aktienmarktes stimmt schon etwas nachdenklich. Im schlimmsten Fall stehen gleichzeitig Ölpreis und Shanghai Composite Index unmittelbar vor einer Beschleunigung ihrer Talfahrt. Dann droht ein unschönes Déjà-vu: der globale Kurseinbruch im Januar 2016 startete wegen exakt dieser beiden Faktoren.