Gehören Anleihen noch in jedes Depot?

Markus Sievers ist geschäftsführender Gesellschafter bei der apano GmbH, die er zusammen mit Kathrin Schaper-Nordhues und Detlev Reichert gründete. Seine Schwerpunkte liegen auf PR, Marketing und Vertrieb. Er studierte nach einer kaufmännischen Ausbildung Betriebswirtschaft. Mehrere Jahre war er in führenden Positionen in der Fonds- und Finanzbranche tätig. Markus Sievers ist Autor verschiedener Fachbücher. Als Experte für Alternative Investments und Managed Futures tritt er regelmäßig in Print, Fernsehen und Hörfunk in Erscheinung. Er ist zudem Referent im Rahmen verschiedener Fachveranstaltungen.

Lange Zeit galten Anleihen als sicherer Hafen in jedem Portfolio. Aber gehören sie tatsächlich noch in die Anlegerdepots? Erleben Sie vielleicht sogar ein Comeback?

Ich glaube, dass Anleihen schon in jedes Depot gehören. Das Risiko zu streuen ist heute wichtiger denn je. Da gehören Anleihen aus meiner Sicht ganz klar dazu. Sie waren in der Vergangenheit oft ein stabile Anker im Depot. Gerade weil sie es meist geschafft haben, nach Steuern und Inflation noch ein bisschen Rendite zu bringen.

Aber die Zeiten haben sich auch für Anleihen geändert. Heute schauen wir nicht nur auf sichere Anleihen. Länder wie Brasilien bieten derzeit einer Verzinsung von beispielsweise 4,5%. Eine zehnjährige US-Staatsanleihe bringt zum Vergleich gerade mal 1,6%. Deutschland liegt knapp darüber. Dabei gibt es in einem Land wie Brasilien aber eben auch soziale und politische Unruhen zu berücksichtigen. Und auch das Währungsrisiko. Gemessen am Risiko sind 4,5% Verzinsung relativ wenig.

Deshalb muss der Anleger, der sich für Anleihen interessiert, viele Fragen stellen. Will er bis zum Laufzeitende dabei bleiben? Dann sind die 4,5% von Brasilien gar nicht so schlecht – wenn ich unterstelle, dass der Staat am Laufzeitende noch da ist. Wenn er aber nur drei bis fünf Jahre plant und in eine zehnjährige Anleihe investiert, muss ihm bewusst sein, dass sich verändernde Zinsniveaus einen großen Einfluss auf den Kurswert der Anleihe haben. Wenn das Zinsniveau steigt, verliert seine zuvor gekaufte Anleihe an Wert. Um zu einer Entscheidung zu kommen, muss sich der Anleger also eine ganz eigene Meinung zur Zinsentwicklung bilden.

Interessant können auch Unternehmensanleihen sein. Diese zahlen etwas mehr Rendite als die Staaten. Aber natürlich zahlt jedes Unternehmen auch nur so viel, wie es muss. Das bedeutet, dass auch hier nach Inflation und Steuern oft nicht viel mehr als ein Kapitalerhalt zu erwarten ist – zumindest bei erstklassigen Unternehmen. Will der Anleger mehr haben – z.B. 7-8% – dann müssen höhere Risiken akzeptiert werden. Und diese muss dann der Anleger wieder versuchen einzuschätzen, um zu einer Anlageentscheidung zu kommen.

Fazit: Anleihen gehören weiterhin in jedes Depot. Der beste Weg ist aus meiner Sicht ein guter Anleihenfonds, bei dem darauf geachtet werden sollte, dass die Laufzeiten der gekauften Anleihen eher kurz- bis mittelfristig sind. Zudem sollten es gemischte Depots sein, die auch Unternehmensanleihen enthalten. Anleger sollten in Bezug auf die Rendite bei einem guten Fonds, der auf gute Schuldner achtet, nicht zu viel erwarten. Durchschnittlich 3,5% können kaum übertroffen werden.