Geoplitik und US-Notenbankprotokoll vergraulen die Anleger

Martin Garske ist Prokurist und seit 2013 Fondsberater. Als Vertriebsdirektor betreute er zuvor seit 2002 institutionelle Kunden bei apano. Zuvor war er lange Zeit u.a. als Wertpapierberater/-betreuer bei der Dresdner Bank AG beschäftigt. Darüber hinaus arbeitete er bei der Dresdner S.A. Lux im Bereich International Private Banking und als Portfoliomanager und Vermögensverwalter.

Bis 20.00 Uhr war gestern die Börsenwelt in Ordnung. So kletterte der Technologie-Index Nasdaq 100 um 19.40h auf ein neues Allzeithoch. Dann jedoch kippte die Stimmung abrupt – aus einem schönen Verlaufsplus wurde am Ende ein fettes Minus. Was war passiert? Kurz zuvor war die Abstimmung über eine Syrien-Resolution am Vetorecht Russlands gescheitert. Es geht dabei darum, dass der Angriff auf Chan Scheichun lückenlos aufgeklärt werden soll. Das ist sehr wichtig, denn nachdem US-Präsident Trump nahezu zeitgleich von einer tiefgreifenden Meinungsänderung gegenüber Assad sprach, ist die Gefahr näher gerückt, dass sich USA und Russland in Syrien als direkte Gegenspieler gegenüber treten. In dem Resolutionsentwurf werden u.a. detaillierte Angaben über die Lufteinsätze des syrischen Militärs, darunter auch Flugpläne vom Tag des Angriffs gefordert. Außerdem müsse Syrien Zugang zu relevanten Militärflugplätzen gewähren, von denen möglicherweise Chemiewaffen abgefeuert wurden. Nach einer von Russland geforderten Umformulierung könnte der Entwurf heute zur Abstimmung gelangen. Sollte sich bewahrheiten, dass das syrische Militär Giftgas eingesetzt hat, wäre dies vielleicht der entscheidende Auslöser, um die Russen zu bewegen, ihre Unterstützung für Assad aufzugeben. Sollte Russland dies aber nicht tun, könnten die USA in Zugzwang kommen. Das Säbelrasseln wird lauter. Nachdem Donald Trump bereits kürzlich warnte, er werde nicht zulassen, dass Nordkorea über atomwaffenfähige Fernwaffen verfüge, die die USA bedrohen – dies kann bereits in wenigen Jahren der Fall sein – ist die Wahrscheinlichkeit mit dem gestrigen Tag weiter gestiegen, dass Amerika in einen Krieg zieht. Diese Befürchtungen sind zwar zum derzeitigen Zeitpunkt noch sehr diffus, es muss aber gesehen werden, dass in Anbetracht der hohen Bewertungen die Anleger hellhöriger sind. Es ist in den Aktienkursen viel Optimismus und sehr wenig Negatives eingepreist.

FED tat ihr Übriges

Das um 20.00h veröffentlichte FED-Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung tat sein Übriges, um die gute Laune der Anleger zu verderben. Denn die FED sprach ganz offen das Thema der Bilanzverkleinerung an. Es geht darum, dass die US-Notenbank seit der Finanzkrise mehrere Billionen US-Dollar an Anleihen in ihre Bücher genommen hat und somit der US-Wirtschaft ungeheure Liquidität zur Verfügung stellte. Nun wäre es laut FED an der Zeit, darüber nachzudenken, dieses Volumen abzusenken. Das soll geschehen, indem ein Teil der fast 800 Mrd. US-Dollar an Anleihen, die bis Ende 2019 fällig werden, nicht durch Anschlusskäufe ersetzt werden soll. Damit die Auswirkungen nicht zu restriktiv sind, wird nun vermutet, dass eventuell stattdessen die US-Notenbank davon abrückt, 2018 wie ursprünglich geplant, die FED-Rates (da sind die von ihr direkt beeinflussten Zinssätze), dreimal zu erhöhen. Das ist übrigens der Grund, warum gestern weder die US-Anleihen zur Schwäche noch der US-Dollar zur Stärke neigten. Beide Effekte wären zu erwarten gewesen nach der Ankündigung der Bilanzverkleinerung. Verlierer dieser Entwicklung waren im Anschluss an das FED-Protokoll insbesondere die Bankaktien, da diese die Hauptprofiteure steigender FED-Rates sind.

Irritierend ist, dass diese Aussagen des FED-Protokolls nicht wirklich überraschend neu waren. New Yorks FED-Gouverneur William Dudley hatte bereits in einem Bloomberg-Interview vor einigen Tagen darüber gesprochen. Das zeigt, dass identische Nachrichten ganz unterschiedliche Reaktionen auslösen können. Je nachdem, wie eben das jeweilige Sentiment ist.

Ergänzend hier noch zwei schlechte Nachrichten: Es gab auch warnende Stimmen seitens der FED, dass Realassets wie Aktien derzeit teuer wären. Zudem äußerte sich die US-Regierung zurückhaltend in Bezug auf die schnelle Umsetzung der von den Börsianern dringend erwarteten Steuerreform. Beides auch nicht wirkliche „heiße Infos“, jedoch im nervösen Umfeld sicher nicht schön zu lesen.

apano-Stimmungsindex weiter „zuversichtlich“

Der apano-Stimmungsindex kann das zuversichtliche Terrain noch so eben verteidigen. Ich glaube nicht, dass die beiden Staatsmänner Donald Trump und Xi Jinping bei ihrem zweitägigen Treffen auf Konfrontationskurs gehen. Insbesondere die Themen Nordkorea und Handel sind für beide zu wichtig. Deshalb ist gut vorstellbar, dass dieses Treffen dann wieder für eine Kursstabilisierung sorgt. Selektion bei der Auswahl der Regionen und Branchen erscheint aber zunehmend wichtiger zu werden. Während im ersten Quartal 2017 praktisch alle Branchen gut performten, deutet das junge Q2 auf eine Spreizung hin. Dies unterstreicht den Mehrwert von aktiv gemanagten Fonds wie dem apano Global Systematik und ist ein Argument für Fonds mit ausgeprägter Long-Short/markneutraler Aufstellung wie den apano HI Strategie 1.

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