Passen die Börsenrekorde zur tatsächlichen Anlegerstimmung?

Martin Garske ist Prokurist und seit 2013 Fondsberater. Als Vertriebsdirektor betreute er zuvor seit 2002 institutionelle Kunden bei apano. Zuvor war er lange Zeit u.a. als Wertpapierberater/-betreuer bei der Dresdner Bank AG beschäftigt. Darüber hinaus arbeitete er bei der Dresdner S.A. Lux im Bereich International Private Banking und als Portfoliomanager und Vermögensverwalter.

Am 1. März 2017 erreichte der S&P 500 mit 2393 Punkten den bislang höchsten Stand seiner Geschichte. Seitdem pausiert er zwar auf diesem Niveau, aber sein Pendant, der Technologieindex Nasdaq 100, eilt weiter munter von einem Allzeithoch zum Nächsten. Und auch der deutsche Leitindex DAX hat nach fast exakt zwei Jahren Anlaufzeit am 25. April 2017 sein altes Rekordhoch vom April 2015 überboten. Heute legt er noch eine weitere Schippe drauf. Die Frage stellt sich, wie stabil ist diese Haussephase, passen diese Rekorde zur tatsächlichen Stimmung der Anleger?

Der apano-Stimmungsindex registrierte in den letzten zwölf Monaten eine nahezu durchgängig zuversichtliche Verfassung der Gemütslage der Anleger. Von überschäumendem Optimismus konnte indes nur tagesweise die Rede sein. Auffallend in dieser sonst sehr stabilen Stimmungslage waren nur drei Ausreißer: Ende Juni 2016, Anfang November 2016 und unlängst Mitte April 2017. In allen drei Fällen rauschte der Stimmungsindex kräftig nach unten, allerding nur, um sich ebenso schnell und in zumindest gleichem Ausmaß wieder zu erholen. Während im Juni 2016 das Referendum der Briten zum Brexit und Anfang November die für Auguren überraschende Wahl von Donald Trump zum 45. US-Präsidenten jeweils eine Turbulenz auslösten, geht der Ausreißer in der Woche nach Ostern auf die Vorwahlen in Frankreich zurück. Zeitgleich drohte da aber auch die gespannte Lage um Nordkorea zu eskalieren.

Die Notenbankpolitik, die in den vergangenen fünf Jahren maßgeblich die Anlegerstimmung dominiert hat, scheint hingegen mehr und mehr ihren Einfluss auf die Anleger zu verlieren. Auch die täglichen Konjunkturmeldungen aus den Volkswirtschaften beeinflussen die Stimmung der Investoren nur sehr kurzfristig. Die Unternehmen stellen quer über alle Branchen hinweg mit ihren aktuellen Quartalszahlen und ihrem Ausblick gerade wieder eindrucksvoll unter Beweis, dass sie selbst bei nur moderatem Weltwirtschaftswachstum solide Gewinne erwirtschaften können. Deshalb scheint trotz der erreichten Höchststände ein weiterer Kursanstieg der Aktien wahrscheinlich. Lediglich ein geopolitisch bedeutsames Event – kurzfristig wäre das insbesondere eine Eskalation der Koreakrise – scheint derzeit genügend negative Energie entfalten zu können, um die Anleger für mehr als nur wenige Tage aus ihrer entspannten Komfortzone zu vertreiben.

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