Erster Matchball abgewehrt

Martin Garske ist Prokurist und seit 2013 Fondsberater. Als Vertriebsdirektor betreute er zuvor seit 2002 institutionelle Kunden bei apano. Zuvor war er lange Zeit u.a. als Wertpapierberater/-betreuer bei der Dresdner Bank AG beschäftigt. Darüber hinaus arbeitete er bei der Dresdner S.A. Lux im Bereich International Private Banking und als Portfoliomanager und Vermögensverwalter.

Am Donnerstag wurde der apano-Stimmungsindex erstmals „pessimistisch“ und rutschte damit auf den tiefsten Stand seit Beginn seiner Messungen im Jahr 2013. Das bedeutet, das globale Sentiment war noch schlechter als an den Tagen der Krim-Annexion. Bereits seit Wochen lasten die schwächelnden Aktien- und Rohstoffmärkte auf dem Marktsentiment. Auslöser für den jüngsten Stimmungseinbruch waren aber einige spezifische Sonderbewegungen. Insbesondere die Flucht in deutsche und US-Staatsanleihen zu Lasten von mittleren Bonitäten wie Italien und Spanien und ein von hohem Niveau aus erneutes Hochschießen der Volatilitäten brachten in der Bewertung die entscheidenden weiteren Punktabzüge. Somit schien alles klar für eine neue Runde in der Abwärtsspirale der Märkte.

Ölpreis wichtigster Impulsgeber für die Märkte

Dann aber setzten die Preise für Rohöl am Donnerstagabend zu einem fulminanten Kurssprung an. Die Futures auf US-Rohöl der Sorte WTI drehten ein temporäres Tagesminus von fast 4% in ein Plus von fast 2%, gefolgt von einem zweiten Satz am Freitag um weitere 6%. Wie in diesem Blog vielfach dargelegt, ist der Ölpreis wegen seiner zahlreichen Wechselwirkungen derzeit der vielleicht wichtigste singuläre Impulsgeber für die Märkte. Dem entsprechend darf es nicht verwundern, dass dieser Kurssprung im Öl bereits Donnerstagabend die US-Märkte und seitdem auch den Rest der Welt beflügelte. Das apano-Stimmungsbarometer hat sich im Einklang mit dieser Bewegung wieder aufgehellt, das Szenario ist wieder „neutral“.

Einfluss der Notenbanken scheint zu schwinden

Die fast schon depressive globale Marktstimmung der Vorwoche drückte die Vermögenswerte nicht tiefer nach unten, sondern löste „lediglich“ unberechenbare und nahezu täglich wechselnde Kursbewegungen aus. Diese Reaktion will interpretiert werden. Offenbar locken einerseits inzwischen günstige Bewertungen und attraktive Dividendenrenditen Käufer an, auf der anderen Seite aber belasten Ängste vor einer neuerlichen Banken- und Staatenkrise sowie eines anämischen globalen Wirtschaftswachstums. Die Börsen nähern sich nach ihrer großen Abwärtsbewegung der vergangenen Wochen offenbar nun einem Niveau, an dem die beiden konträren Stimmungen einen Gleichgewichtspreis finden. Derweil scheint der unmittelbare Einfluss, den Notenbanker auf diesen Meinungsbildungsprozess haben, zu schwinden.

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