FED`s Rosengreen schockt die Kapitalmärkte

Martin Garske ist Prokurist und seit 2013 Fondsberater. Als Vertriebsdirektor betreute er zuvor seit 2002 institutionelle Kunden bei apano. Zuvor war er lange Zeit u.a. als Wertpapierberater/-betreuer bei der Dresdner Bank AG beschäftigt. Darüber hinaus arbeitete er bei der Dresdner S.A. Lux im Bereich International Private Banking und als Portfoliomanager und Vermögensverwalter.

Letzte Woche trat genau das ein, was nicht hätte passieren dürfen: zunächst verpasste am Donnerstag die EZB den Erwartungen auf weitere geldpolitischen Stimulanzen einen Dämpfer. Am Freitag dann trat der Präsident der FED of Boston, Eric Rosengreen, ans Mikrofon und gab zu verstehen, dass die FED bereit steht, um schon in September die US-Zinsen weiter zu straffen. Die Wahrscheinlichkeit hierfür war von den Investoren zuvor mit nahezu 0% eingeschätzt worden, nach dem Statement sprang sie auf 37%. Eine kalte Dusche für die globalen Investoren, zumal nicht nur die jüngsten US-Wirtschaftsdaten derzeit von einer gewissen Abkühlung zeugen, sondern bereits schon zur Wochenmitte der Einbruch des deutschen Exports Stirnrunzeln über den Zustand der Weltwirtschaft ausgelöst hatte.

Als besonders sicher geltende Aktien waren die Hauptverlierer im S&P 500

Die Indikatoren im apano-Stimmungsindex registrieren eine scharfe Stimmungsabkühlung. Zunächst baute sich durch den Renditesprung der US-Staatsanleihen Druck auf die offensiveren Anleihemärkte Südeuropas und der Schwellenländer auf. Dem Sog dieses übermächtigen Marktes kann sich ein regionaler Anleihemarkt nur schwer entziehen. Wegen der historisch geringen Renditedifferenz der US-Anleihen zu den meisten Staatsanleihen mit schlechteren Bonitäten schlägt ein Stimmungsumschwung am US-Markt noch unmittelbarer und heftiger durch, als in Zeiten eines normalen Gefälles. Der US-Anleihemarkt wütete aber auch an den Aktienmärkten. So büßten in den USA insbesondere diejenigen Aktienwerte ein, die eigentlich als besonders sicher gelten: dividendenstarke und normalerweise wenig schwankungsanfällige „Low Vola“-Titel waren die Hauptverlierer im S&P 500. Das ist dadurch erklärbar, dass diese Titel zunehmend von Investoren als Anleiheersatz gekauft wurden. Sämtliche für den Stimmungsindex bedeutsame Aktienmärkte gerieten unter Druck. Bislang hat jedoch noch kein Index relevante Markierungen gerissen. Es lässt sich derzeit noch nicht erkennen, ob dies auf ein robustes Nervenkostüm der Anleger zurück zu führen ist oder ob der Abwärtstrend lediglich einfach noch zu wenig entwickelt ist. Die Märkte waren ja sehr stark gelaufen, so dass der Weg bis zu wichtigen Stoppmarken wie 200-Tage-Linie oder unterer Begrenzung von Aufwärtstrends relativ weit war.

Die Fluchtburgen US-Dollar, Gold und Top-Staatsanleihen zeigen sich weiter entspannt

Negativ bemerkbar im apano-Stimmungsindex macht sich auch der Sprung bei den Volatilitäten. So ist die Volatilität des S&P 500 am Freitag um über 30% nach oben geschossen, freilich von historisch niedriger Basis aus. Weiterhin relativ entspannt zeigen sich die Fluchtburgen US-Dollar, Gold und Top-Staatsanleihen. Hier ist die Interpretation jedoch schwierig, denn gerade der Ausverkauf der Top-Staatsanleihen ist ja Teil des derzeitigen Problems. Zudem fällt Gold, wenn die Renditen an den Märkten steigen. Trotzdem: im Fall von beginnender Panik würde sich in diesen „Risk off“-Märkten vermutlich eine deutliche Stabilisierung zeigen. Die Industrierohstoffe tendieren schwächer, was ein Grund dafür ist, dass sich die Emerging Markets Aktien nervös präsentieren. Es sind aber insgesamt auch in diesen Märkten derzeit alles noch relativ disziplinierte Bewegungen, beileibe kein freier Fall.

Wie geht es weiter?

Über Jahre hinweg hat die FED nicht gegen, sondern mit den Märkten agiert. Ihre Politik war stets transparent und sie hat solange mit unangenehmen Entscheidungen gewartet, bis dies in der Mehrheitsmeinung eingepreist war. Zwei Monate vor der wichtigen US-Präsidentschaftswahl erscheint es mir fast ausgeschlossen, dass die FED einen solch kalten Überraschungscoup gegen die Investoren durchzieht. Es wird nun ausgesprochen spannend werden, was die FED-Gouverneurin Lael Brainard heute Abend um 19.15h sagen wird. Sie gilt bislang als eine stärksten Verfechterinnen einer lockeren Zinspolitik innerhalb der FED. Nur, wenn sie zum „Falken“ wird und eine andere Tonart anschlägt, wäre das ein klares Indiz, dass nächste Woche den Märkten tatsächlich eine US-Zinserhöhung droht. Der Schlusskurs vom heutigen Montag in den USA dürfte daher die Tendenz für den Rest der Woche vorgeben.

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