Nach dem gescheiterten OPEC-Treffen in Doha sackte der Ölpreis (WTI) heute Nacht aus dem Stand um 7% ab. Seit seiner Spitze vom 13. April bis zu seinem Interimstiefpunkt verlor er damit satte 11,5%. Das ist ein Wort! Freilich hat er sich im heutigen Vormittagsgeschäft wieder ein gutes Stück davon erholt. Er steht aktuell bei 39$ pro Fass, weiterhin also beruhigende 30% höher als in seinem Extremtief vom Januar. Trotzdem schiebt sich das schwarze Gold wegen seiner vielfältigen Verflechtungen auf Förderstaaten, Inflationsrate, Ölförder- und Zuliefererindustrie, Produzentenpreise und ganz besonders auch auf die Kredit gebenden Banken damit wieder in den Brennpunkt des Geschehens. Solange der WTI-Preis oberhalb von 35$ bleibt, dürfte die Stimmung meiner Meinung nach an den Märkten jedoch einigermaßen entspannt bleiben.
Berichtssaison zum abgelaufenen ersten Quartal 2016 rückt in den Focus
Die gemessenen Volatilitäten und Kreditrisiken pendeln auf ruhigen Levels und auch das Stressbarometer Gold sowie die Schwellenländer verhalten sich unauffällig. Die griechischen Staatsanleihen zeigen sich heute am ersten Handelstag nach dem IWF-Frühjahrstreffen stabil, offenbar sind die Anleger mit dem auf dem Gipfel angesprochenen Zwischenstand zur griechischen Verschuldung und deren weiterer Finanzierung recht zufrieden. Mangels weiterer Impulse dürften die Märkte nun auf Handfestes zugreifen: die laufende Berichtssaison zum abgelaufenen ersten Quartal 2016.
Wie reagieren die US-Börsen auf den Ölpreis?
Es ist derzeit zu früh, den Tag bereits als erledigt abzuhaken. Es bleibt nämlich noch abzuwarten, wie sich die US-Börsen mit dem seit Freitag um 4% gesunkenen Ölpreis arrangieren. Die marktbreiten Indizes S&P 500 und Russell 2000 haben ihre diesjährigen Verluste inzwischen komplett ausgebügelt. Ergibt sich daraus jetzt eine gute zweite Verkaufschance für all die, die verpasst hatten, im Dezember 2015 Kasse zu machen? Oder erfolgt aus dieser egalisierten Ausgangslage heraus nun der zweite Startschuss für ein doch noch versöhnliches Börsenjahr 2016?
Komfortable Situation für US-Anleger
Für die US-Investoren ist die Situation recht komfortabel: sie haben auf die US-Indizes keine Verluste mehr und an den Euro-Börsen auch nichts verloren, weil sie hierzulande auf Währungsgewinnen sitzen. Sie können höchst relaxt agieren. Für Euro-Anleger sieht es 2016 hingegen weit weniger erfreulich aus: sie leiden hierzulande unter den Verlusten der Indizes und an den US-Börsen sitzen sie auf Wechselkursverlusten. Damit stehen die europäischen Vermögensverwalter und Privatanleger derzeit unter erheblich größerem Stress als ihre US-Pendants. Daher dürften Risikobudgets und Risikotoleranz der europäischen Investoren nur wenig Spielraum haben, um neue Marktturbulenzen zu erleiden, ohne den Notausstieg zu wählen. Deshalb hängt derzeit noch viel mehr ab von der Stimmung in den USA als sonst. Uns bleibt deshalb nur zu wünschen, dass sich Wall Street und Nasdaq keinen Schnupfen einfangen.