Die Aussicht auf hohe Investitionsausgaben und steuerliche Erleichterungen lassen die Aktien in den USA munter weiter klettern. Zugleich steigt die Erwartung einer Rückkehr der Inflation, weshalb die Anleihekurse weiter abrutschen. 10 jährige US-Staatsanleihen werfen aktuell bereits wieder 2,32% Rendite ab, vor einem Monat gab es gerade mal 1,73%. Kein Wunder, dass Staaten mit weniger guten Bonitäten ins Schwitzen geraten, denn der Sog des attraktiver gewordenen US-Anleihemarktes kann zu erheblichem Kapitalabzug aus den Anleihen jener Länder führen. Sowohl Tempo als auch Ausmaß des globalen Zinsanstieges sind derzeit deshalb wichtige negative Impulsgeber für den apano-Stimmungsindex. Auch der rasche US-Dollar Anstieg ist für das momentane Sentiment eher abträglich, denn auch er verschlechtert die Lage für die meisten Schuldnerländer: viele Emissionen wurden in US-Dollar begeben und Zins wie Tilgung müssen deshalb in USD erfolgen. Zudem belastet der teure US-Dollar die Einnahmeseite der multinationalen US-Konzerne.
Es gibt auch positive Faktoren
Während ein zu schneller deutlicher Zins- und Wechselkursanstieg negativ zu Buche schlägt, gibt es dennoch aber auch zahlreiche positive Einflussfaktoren. So ist dem exportlastigen Japan ein fester US-Dollar stets willkommen. Auch zeigt der Run in US-Aktien und Industrierohstoffe, dass die Anleger derzeit durchaus mutig und chancenorientiert denken. In die gleiche Richtung weist der fallende Goldpreis: sichere Häfen sind derzeit nicht gefragt. Die niedrigen Volatilitäten und überaus günstige Kreditabsicherungskosten deuten in die gleiche Richtung. Mario Draghi stellt weiterhin eine extrem expansive Notenbankpolitik in Aussicht. Das ist wichtig, denn das am 4. Dezember anstehende Referendum in Italien hat ansonsten das Potential, in der Welt der Euro-Anleihen Turbulenzen auszulösen.
Möglicher Einbruch des Ölpreises
Ein weiterer herausragender anstehender Termin ist der 30. November. Die zuletzt gesehene Stabilisierung der Ölpreise beruhte lediglich auf Lippenbekenntnissen. Sollte die OPEC sich nicht überzeugend verbindlichen Vereinbarungen über Obergrenzen in der Ölfördermenge annähern, könnte es zu einem dramatischen Preissturz des schwarzen Goldes mit negativen Auswirkungen auch auf die Aktienmärkte in der Breite kommen. In den Marktkursen – und damit im aktuellen apano-Stimmungsindex – sind diese Überlegungen teilweise bereits eingepreist. Alle Faktoren zusammen genommen ist es gut nachvollziehbar, dass die Einstellung der globalen Anleger derzeit trotz der Höchststände in den USA keinesfalls euphorisch, aber immerhin komfortabel zuversichtlich ist. Immer mehr Industrienationen freunden sich mit dem Gedanken an deutlich verstärkte fiskalpolitische Stimulanzien an. 2017 könnte deshalb in weiten Teilen der Welt und für zahlreiche Branchen ein gutes Aktienjahr werden. Bislang zeigt sich Europa – unter Führung von Deutschland – hier noch restriktiv. Mit ein Grund, warum der europäische Aktienmarkt sich nicht von der guten Laune in den USA und in Japan anstecken lässt. Da aber die EZB am Ende ihrer stimulierenden Möglichkeiten angekommen ist, ist gut vorstellbar, dass auch Euroland im Angesicht vieler anstehender wichtiger Wahlen rasch auf geldpolitische Expansion umschalten wird. Denn die Zahl der Globalisierungsgegner – und damit der Kritiker der etablierten Parteien – steigt in Europa rapide an.
2017 – Ein gutes Aktienjahr?
Das seit Jahren lahmende Wirtschaftswachstum und die damit verbundene hartnäckig hohe Arbeitslosenzahlen in weiten Teilen Europas ist einer der Haupttreiber dieser Bewegung. Will Europa das Auseinanderbrechen nach links und rechts verhindern, wird dies wohl nur um den Preis einer wieder ansteigenden Staatsverschuldung möglich sein. Sollte es nach Japan und den USA auch hierzulande so kommen, dürften Aktienanleger die Gewinner sein, die Anleihekurse aber ihren Zenit definitiv überschritten haben. Auch Gold dürfte wieder interessant werden, da die Notenbanken die Fiskalpolitik flankieren und die Renditen für kurzfristiges Geld künstlich niedrig halten werden. Deshalb werden die Realzinsen auf kurze Laufzeiten wohl sehr negativ werden. Zudem ist Gold eine wichtige Absicherung, falls das Experiment der fiskalpolitischen Ausgabenorgie misslingt.