Lange Zeit galten Anleihen als sicherer Hafen in jedem Portfolio. Aber gehören sie tatsächlich noch in die Anlegerdepots? Erleben Sie vielleicht sogar ein Comeback?
Ich glaube, dass Anleihen schon in jedes Depot gehören. Das Risiko zu streuen ist heute wichtiger denn je. Da gehören Anleihen aus meiner Sicht ganz klar dazu. Sie waren in der Vergangenheit oft ein stabile Anker im Depot. Gerade weil sie es meist geschafft haben, nach Steuern und Inflation noch ein bisschen Rendite zu bringen.
Aber die Zeiten haben sich auch für Anleihen geändert. Heute schauen wir nicht nur auf sichere Anleihen. Länder wie Brasilien bieten derzeit einer Verzinsung von beispielsweise 4,5%. Eine zehnjährige US-Staatsanleihe bringt zum Vergleich gerade mal 1,6%. Deutschland liegt knapp darüber. Dabei gibt es in einem Land wie Brasilien aber eben auch soziale und politische Unruhen zu berücksichtigen. Und auch das Währungsrisiko. Gemessen am Risiko sind 4,5% Verzinsung relativ wenig.
Deshalb muss der Anleger, der sich für Anleihen interessiert, viele Fragen stellen. Will er bis zum Laufzeitende dabei bleiben? Dann sind die 4,5% von Brasilien gar nicht so schlecht – wenn ich unterstelle, dass der Staat am Laufzeitende noch da ist. Wenn er aber nur drei bis fünf Jahre plant und in eine zehnjährige Anleihe investiert, muss ihm bewusst sein, dass sich verändernde Zinsniveaus einen großen Einfluss auf den Kurswert der Anleihe haben. Wenn das Zinsniveau steigt, verliert seine zuvor gekaufte Anleihe an Wert. Um zu einer Entscheidung zu kommen, muss sich der Anleger also eine ganz eigene Meinung zur Zinsentwicklung bilden.
Interessant können auch Unternehmensanleihen sein. Diese zahlen etwas mehr Rendite als die Staaten. Aber natürlich zahlt jedes Unternehmen auch nur so viel, wie es muss. Das bedeutet, dass auch hier nach Inflation und Steuern oft nicht viel mehr als ein Kapitalerhalt zu erwarten ist – zumindest bei erstklassigen Unternehmen. Will der Anleger mehr haben – z.B. 7-8% – dann müssen höhere Risiken akzeptiert werden. Und diese muss dann der Anleger wieder versuchen einzuschätzen, um zu einer Anlageentscheidung zu kommen.
Fazit: Anleihen gehören weiterhin in jedes Depot. Der beste Weg ist aus meiner Sicht ein guter Anleihenfonds, bei dem darauf geachtet werden sollte, dass die Laufzeiten der gekauften Anleihen eher kurz- bis mittelfristig sind. Zudem sollten es gemischte Depots sein, die auch Unternehmensanleihen enthalten. Anleger sollten in Bezug auf die Rendite bei einem guten Fonds, der auf gute Schuldner achtet, nicht zu viel erwarten. Durchschnittlich 3,5% können kaum übertroffen werden.
Ein wirklich sehr interessanter Artikel. Ich habe mich ebenfalls intensiv mit dieser Thematik, vor allem jedoch mit dem Anleihenmarkt, beschäftig. Dazu kann ich nur sagen, dass dieser in der Regel stark unterschätzt wird. Viele Menschen sind sich über die immense Bedeutung von Anleihen nicht bewusst. Im Hintergrund stellt der Anleihenmarkt die Hauptfinanzierungsquelle für Unternehmungen dar. Zeitgleich ist er der größte Markt der Geldanlage. Das Anlagevolumen welches im globalen Anleihenmarkt steckt, übertrifft das Welt-BIP bei weitem. Anleihen stellen sicherlich eine interessante Möglichkeit zur Geldanlage dar, man darf hierbei jedoch nicht auf die zwei Hauptrisiken vergessen. Dem Zinsrisiko, welches gerade in der aktuellen Zeit immer aktueller wird, sowie dem Emittentenrisiko. Dieses Risiko wird in der Regel vollkommen unterschätzt. Wenn man zukünftig vor einem Anleihenkauf vor allem auf dem Emittenten achtet und nicht von der Gier nach Verzinsung sich beeinflussen lässt, stellen auch sicherlich zukünftig eine gute Art zur Geldanlage dar.