Künftig gibt es für die Geschäftsbanken Geld von der Zentralbank zum Nulltarif. Zudem verschafft die europäische Zentralbank den Banken erneut Zugang zu Langfristkrediten mit Spezialkonditionen (Fachjargon: TLTRO), ergänzt diese aber durch zusätzliche Boni. Außerdem beschloss die EZB, zukünftig in ihr monatliches Ankaufprogramm auch Unternehmensanleihen mit einzubeziehen. All diese Maßnahmen trafen auf eine Stimmung an den Kreditmärkten, die ohnehin zuletzt bereits dank der massiv erholten Rohstoffpreise deutlich entkrampft war. Entsprechend fulminant war der Anstieg der europäischen Finanzwerte und der Hochzinsanleihen. Die weitere Aufhellung im apano-Stimmungsindex ist jedoch in erster Linie das Resultat des weiteren Anstiegs der Schwellenländer-Aktien und -Anleihen sowie der US-Aktien.
Starkes Argument, dass FED auf Zinsanhebung verzichtet
Was ist der Hintergrund für deren erneute Stärke? Die Maßnahmen der EZB sind ein weiteres starkes Argument dafür, dass die FED auf ihrer Sitzung diese Woche keine Zinsanhebung beschließt, allein schon deshalb, um eine weitere Divergenz zu den Euro-Zinsen zu verhindern. Diese Überlegung schwächte zuletzt den US-Dollar, wovon die US-Aktien ebenso wie die Schwellenländer unmittelbar profitierten. Laut Nachrichtendienst Bloomberg ist derzeit der früheste Termin, zu dem mindestens 50% der Marktteilnehmer eine Zinsanhebung der US-Notenbank erwarten, der 15. Juni 2016. Trotzdem kann natürlich die Wortwahl von FED-Chefin Yellen im Anschluss an die FED-Sitzung Mittwochabend für neue Dynamik an den Märkten sorgen. Zudem steht auch in Japan eine Notenbanksitzung an, von der allerdings ebenfalls nichts Gravierendes erwartet wird.
Ist es Draghi, der der Aktie bei Sparern zum Durchbruch verhilft?
Wie bereits in den letzten Statements mehrfach geäußert, dürfte ein taktischer Verkauf mit der Hoffnung auf deutlich günstigeren Rückkauf die falsche Entscheidung sein. Mit dem Beginn der Dividendensaison sollten die Börsen Stabilität zeigen. Zudem bewirkt Draghis Nullzinspolitik vielleicht nun etwas, was Generationen von Bankern und Finanzberatern – zumindest in Europa – nur mit äußerst mäßigem Erfolg gelang: die Sparer auf die Geldanlage in Aktien neugierig zu machen. Das Potenzial für die Börsen wäre enorm.