Angeschoben von der weiteren Erholung der Rohstoffmärkte setzte sich der zuletzt beobachtete Kursanstieg der beiden „Sorgenkinder“ Schwellenländer und Hochzinsanleihen fort. Deren Entspannung führte wiederum zu einem deutlichen Rückgang der Nervosität (Volatilität) an den etablierten Märkten und zuletzt auch zu einem leichten Rückgang der überhitzten Preise für die sichersten Häfen, die deutschen und US-Staatsanleihen. In logischer Konsequenz dieser globalen Entkrampfung wurde der apano-Stimmungsindex letzte Woche erstmals für 2016 „zuversichtlich“.
Ausgeprägter Stimmungsumschwung
Der Stimmungsumschwung erfolgte außergewöhnlich schnell und ausgeprägt. Weder Tempo noch Ausmaß sagt uns jedoch etwas darüber, ob es sich nur um eine Bärenmarktrallye – ein Strohfeuer – handelt, oder ob die Investoren den Ausverkauf der vergangenen Monate für überstanden halten. Eine erste wichtige Nagelprobe wird am Donnerstag anstehen. Dann wird sich zeigen, wie hoch der Anteil der Erholung ist, der lediglich auf hoch gesteckte Erwartungen an die EZB beruhte. Ist das Selbstvertrauen ausreichend hoch, um das zurückeroberte Terrain erfolgreich zu verteidigen und ausbauen zu können, selbst wenn die geldpolitische Reaktion der EZB vielleicht eine Nuance nüchterner ausfällt? Die Woche darauf ist dann die FED dran. Die jüngsten Konjunkturdaten aus den USA zum Arbeitsmarkt und zur Kerninflation sind im Zielkorridor, dürften aber nach heutiger Bewertungslage keine Aktion der amerikanischen Notenbank erzwingen.
Marktteilnehmer brauchen neue Impulse
Zuletzt vermochte der weitere Anstieg der Rohstoffpreise außerhalb der Emerging Markets keine Stimulanz mehr auszulösen. Die Marktteilnehmer brauchen jetzt offenbar andere, neue Impulse, um die Börsen vom erreichten Niveau aus weiter nach oben zu schieben. Ein solcher könnte die beginnende Dividendensaison sein. Kurzfristig besteht freilich die Gefahr, dass in Erwartung einer spendablen EZB zu viel vorgekauft wurde und sehr viel Erwartung in den aktuellen Kursen steckt. Im Falle einer Enttäuschung könnte es daher wie schon Anfang Dezember zu stärkeren Abgaben kommen, die schlimmstenfalls eine eigene Dynamik entfalten. Solange sich der global kritischste Einzelfaktor – der Ölpreis – keinen neuen ausgeprägten Schwächeanfall leistet, dürfte die Sorge vor einem nachhaltigen neuen Kurseinbruch an den Aktienmärkten aber unbegründet sein.