Entschlossen und dynamisch haben die Anleger die Schwächephase unmittelbar nach dem Referendum der Briten genutzt und Aktien gekauft. Eines der Kaufargumente war, dass der Brexit eventuell gar nicht Realität wird. Diese Hoffnung hat sich mit der britischen Regierungsumbildung jetzt zerschlagen. Ein zweites Motiv war, dass es mindestens zwei bis drei Jahre dauern wird, bis der Austritt juristisch abgewickelt sein wird. Warum sich also heute schon darüber Sorgen machen? Stärkstes Zugpferd für die Käufer aber war und ist die Erwartung, dass die Notenbanken auf einen potenziellen wirtschaftlichen Dämpfer wegen des nun noch unsichereren globalen Umfeldes mit einer weiterhin ultralockeren Geldpolitik antworten werden. Diese Hoffnung verstärkte sich mit dem Ausgang der Oberhauswahlen in Japan.
Aus technischer Sicht kam zu Wochenbeginn der entscheidende Impuls von den US-Börsen. Die Investoren haben nach einem Jahr ausgeprägter Seitwärtsentwicklung der US-Aktienmärkte nun beschlossen, die Indizes auf neue historische Höchststände zu treiben.
Es kursieren spannende Gerüchte, dass etwas Großes im Busch ist. Da die Industriestaaten in erheblichem Maße bei ihren heimischen Notenbanken verschuldet sind, könnte der nächste ganz große Coup nun darin bestehen, dass die Notenbanken den Staaten die Zinszahlungen erlassen. Im Gegenzug könnten die Regierungen die eingesparten Zinsen dann in den Wirtschaftskreislauf pumpen. Aber auch jenseits dieser gewagten Theorie könnte die Kursrallye weiter gehen. Denn es hat den Anschein, dass zumindest in den USA die Wirtschaft idealtypisch läuft: moderat bei tendenziell ganz allmählich anziehender Inflation. Zudem klingen die allerersten Ergebnisse aus der gerade angelaufenen Berichtssaison für das zweite Quartal ermutigend.
Die derzeit deutlich erhöhte Risikobereitschaft der Investoren erstreckt sich aber nicht nur auf die Aktienmärkte. Längst fließen wieder ansehnliche Anlegergelder in die Schwellenländer. Zudem sind hochverzinsliche Anleihen von Schuldnern geringerer Bonität stark gesucht, was gut erkennbar ist am deutlich gesunkenen Abstand zu den Renditen der Top-Adressen im Markt. Last but not least hat sich die Nervosität der Märkte (die Volatilität) stark beruhigt und liegt z.B. für den DAX auf Jahrestief. Dies alles führte im Ergebnis dazu, dass der apano-Stimmungsindex derzeit eine risikobereite, also optimistische Verfassung der globalen Investoren registriert.
Leider bedeutete dies in den vergangenen 12 Monaten exakt den Umkehrpunkt an den Märkten. Anders ausgedrückt: sobald sich Hoffnung manifestierte, dass der Weg nach oben nun offen ist, passierte prompt das Gegenteil. So hatte ich beim letzten Mal, das war am 25. April, in einem Blog gewarnt. Die gute Stimmung damals war fundamental nicht untermauert. Da stand der DAX noch bei 10300 Punkten. Dieses Mal ist es anders. Wir sehen keine akute Gefahr für die Märkte und haben deshalb unsere beiden Fonds apano HI Strategie 1 und apano Global Systematik seit Tagen offensiv positioniert.
Bald schon wird der Vorjahres-Basiseffekt der niedrigen Rohstoffpreise auslaufen. Dann wird die Inflation also wieder anziehen, die Notenbanken werden aber weiterhin nicht die Zinsen anheben. Werden die Anleger die dann Wirklichkeit werdenden realen Minusrenditen auf Anleihen akzeptieren? Ich kann mir gut vorstellen, dass das die Geburtsstunde der nächsten großen globalen Aktienhausse sein wird, gespeist aus massiven und aggressiven Anleiheverkäufen.