US-Poker um Gesundheitsreform und Schuldenstreit

Markus Sievers ist geschäftsführender Gesellschafter bei der apano GmbH, die er zusammen mit Kathrin Schaper-Nordhues und Detlev Reichert gründete. Seine Schwerpunkte liegen auf PR, Marketing und Vertrieb. Er studierte nach einer kaufmännischen Ausbildung Betriebswirtschaft. Mehrere Jahre war er in führenden Positionen in der Fonds- und Finanzbranche tätig. Markus Sievers ist Autor verschiedener Fachbücher. Als Experte für Alternative Investments und Managed Futures tritt er regelmäßig in Print, Fernsehen und Hörfunk in Erscheinung. Er ist zudem Referent im Rahmen verschiedener Fachveranstaltungen.

Kontroversen allerorten: Während in den USA mal wieder über die Gesundheitsreform und eine Anhebung der Schuldengrenze gestritten wird, versucht sich hierzulande gerade eine Regierung zu bilden. Aus Sicht der Finanzmärkte ist es schwer zu sagen, welche Koalition dem Dax denn am liebsten wäre.

Hoch gepokert wird derzeit in den USA. Nämlich über ein Thema, das genauso zuverlässig auf unseren Fernsehschirmen auftaucht wie das Spektakel „Dinner für One“ an jedem Silvesterabend: „Same procedure as every year“ – nur halt öfter: der Streit um die Anhebung der US-Schuldenobergrenze.

Während es jedoch vor einem Jahr noch um ein Gesamtpaket an Einsparungen von ca. 650 Mrd. US$ zur Abbremsung der Neuverschuldung ging, geht es dieses Mal praktisch nur noch um die Zustimmung des Parlaments zur Anhebung der Schuldenobergrenze von aktuell 16,7 Billionen Dollar. Seit Beginn des aktuellen Jahrtausends wurde die Grenze bereits 14 Mal angehoben.

Konkret wird wieder mal mit dem Thema „Gesundheitsreform“ gepokert. Die Republikaner sehen hier Einsparungspotenzial. Natürlich geht es in erster Linie darum, Obama zu ärgern, denn dies ist ja sein innenpolitisches Steckenpferd und im nächsten Jahr sind Kongresswahlen. Es würde mich überraschen, wenn es nicht wieder eine Einigung in letzter Sekunde gäbe, so wie immer.

Die Glaubwürdigkeit der US-Politiker und der FED in Sachen seriöser Finanzpolitik hat in den letzten 12 Monaten Schaden genommen, das ist das eigentliche Problem. Die wirtschaftlichen Daten würden eine Reduzierung der monatlichen Anleihekäufe von aktuell 85 Mrd. US$ durch die FED sicher rechtfertigen. Eine Reduzierung war bereits angekündigt, der Markt hatte es jetzt erwartet und bereits eingepreist und es kommt wohl letztlich doch anders. Damit hat es immer stärker den Anschein, dass keiner mehr auch nur halbwegs ernsthaft daran interessiert ist, Schulden abzubauen.

Sollte es tatsächlich zu keiner Einigung kommen, wird wahrscheinlich eine (vorübergehende?) Herabstufung der Bonität der USA die Folge sein. Aber keine Angst: Sollten die Anleihekurse drohen, deshalb nachzugeben, kann die FED ja ihr monatliches Ankaufprogramm erhöhen. Es geht halt nichts über die eigene Gelddruckerei im Keller…