Debatte ohne Populismus führen

Markus Sievers ist geschäftsführender Gesellschafter bei der apano GmbH, die er zusammen mit Kathrin Schaper-Nordhues und Detlev Reichert gründete. Seine Schwerpunkte liegen auf PR, Marketing und Vertrieb. Er studierte nach einer kaufmännischen Ausbildung Betriebswirtschaft. Mehrere Jahre war er in führenden Positionen in der Fonds- und Finanzbranche tätig. Markus Sievers ist Autor verschiedener Fachbücher. Als Experte für Alternative Investments und Managed Futures tritt er regelmäßig in Print, Fernsehen und Hörfunk in Erscheinung. Er ist zudem Referent im Rahmen verschiedener Fachveranstaltungen.

Die Diskussion um Schattenbanken muss auf eine Sachebene zurückgeholt werden. Statt das Thema auf Hedgefonds zu reduzieren, sollten die wahren Fakten beleuchtet werden. Das Thema Regulierung ist viel zu ernst, als dass es dem Populismus ausgeliefert werden darf.

Die Entscheidung von Politik und Aufsicht, Schattenbanken in Zukunft zu regulieren, ist aus meiner Sicht aber sehr begrüßenswert. Eine derartige Regulierung kann dazu beitragen, das weltweite Finanzmarktsystem zu stabilisieren. Die derzeitige Diskussion um Schattenbanken stigmatisiert allerdings Hedgefonds erneut zu den bösen Buben des Finanzmarkts und ist daher verlogen. In der öffentlichen Wahrnehmung bilden diese den größten Teil des Schattenbanksystems, hinter dem laut Financial Stability Board (FSB) 2011 ein Volumen von grob 46 Billionen Euro stand. Hedgefonds verwalten weltweit laut Branchendienst HFRI im 1. Quartal 2011 allerdings lediglich 2,1 Billionen US-Dollar und machen so nur 3,6 Prozent des Schattenbankvolumens aus. Dieser Anteil verringere sich weiter vor dem Hintergrund, dass nicht alle Hedgefonds Tätigkeiten ausführen, die dem Schattenbanksystem zuzurechnen sind.

Zu den Fakten gehört: Schattenbanken sind einem Bericht des FSB von Oktober 2011 zufolge Einrichtungen der Kreditvermittlung, an der Unternehmen und Tätigkeiten außerhalb des regulären Bankensystems beteiligt sind. Dazu zählen Zweckgesellschaften, die Liquiditäts- und/oder Fristentransformationen durchführen, Geldmarktfonds sowie Investmentfonds, die Kredite zur Verfügung stellen oder mit Fremdmitteln arbeiten. Im Bereich Investmentfonds werden in Europa einige Aspekte des Schattenbankwesens bereits in der AIFM-Richtlinie (Alternative Investment Fund Managers Directive) behandelt. Und auch Hedgefonds werden durch diese Richtlinie einer Aufsicht unterstellt und damit ein großer Teil ihres Volumens kontrolliert. Darüber hinaus schließt das Schattenbanksystem Finanzierungsgesellschaften und Wertpapierhäuser mit ein, die Kredite oder Kreditgarantien bereitstellen oder Liquiditäts- und/oder Fristentransformationen durchführen, ohne dabei der gleichen Regulierung zu unterliegen wie Banken, sowie Versicherer und Rückversicherer, die Kreditprodukte ausgeben oder garantieren.

Eben diese Fakten müssen in der Diskussion um Schattenbanken wieder auf den Tisch. Nur so können eine vernünftige Regulierung auf den Weg gebracht und das globale Finanzsystem dauerhaft stabilisiert werden.

Politiker möchten ablenken

Markus Sievers ist geschäftsführender Gesellschafter bei der apano GmbH, die er zusammen mit Kathrin Schaper-Nordhues und Detlev Reichert gründete. Seine Schwerpunkte liegen auf PR, Marketing und Vertrieb. Er studierte nach einer kaufmännischen Ausbildung Betriebswirtschaft. Mehrere Jahre war er in führenden Positionen in der Fonds- und Finanzbranche tätig. Markus Sievers ist Autor verschiedener Fachbücher. Als Experte für Alternative Investments und Managed Futures tritt er regelmäßig in Print, Fernsehen und Hörfunk in Erscheinung. Er ist zudem Referent im Rahmen verschiedener Fachveranstaltungen.

Die deutsche Politikszene zieht Hedgefonds gerne als Schuldige für Fehlentwicklungen in der Wirtschaft und im Finanzsektor heran. Die Brandmarkung von Hedgefonds als das „Böse der Kapitalmärkte“ geht aber an der Wirklichkeit vorbei. Gerade in Fragen der Stabilität des internationalen Finanzsystems ist es existenziell, sich der korrekten Analyse nicht zu verweigern.

Egal, für welche Missstände Hedgefonds herangezogen werden – die jeweiligen politischen Inhalte werden auf einem stark vereinfachten Niveau dargestellt. Dies ist passend für ein Zeitalter, in dem Fernsehformate wie Talkshows lediglich Redebeiträge von ein bis zwei Minuten zulassen. Heutzutage sind ausführliche Analysen in politischen Debatten genauso wenig gefragt wie in den abendlichen Talkshowrunden. Doch Sachverhalte verkürzt darzustellen ist auch für die Politik kein Freifahrschein, die Realität zu verzerren – auch dann nicht, wenn sich diese mit der öffentlichen Wahrnehmung von Hedgefonds deckt.

Behauptet wird: Hedgefonds machten hochriskante Wetten. Sie seien zudem Verursacher der Finanzkrise. Sie spekulierten ferner gegen den Euro und wollten sogar aus der Pleite von Staaten Gewinn schlagen.

Richtig ist: Hedgefonds wetten auf fallende Aktienkurse oder Währungen. Doch ihre Eigenschaft, nicht nur auf steigende, sondern auch auf fallende Märkte zu setzen, hat einen positiven, preisbereinigenden Effekt. Laut einer Studie der Deutschen Bank macht die verwendete Technik des Leerverkaufs die Preisfindung effizienter, erhöhten die Liquidität und erleichterten den Anlegern das Risikomanagement. Hedgefonds leisten so einen wertvollen Beitrag für die Funktionsfähigkeit und Fairness der Finanzmärkte.

Die während der Regulierungsdebatte im Jahr 2010 oftmals herangezogene Behauptung, Hedgefonds seien für die Euro-Krise verantwortlich, hat mit der Realität deshalb wenig gemein. Der Auslöser eben dieser Krise, die sich mit dem beinahe Staatsbankrott Griechenlands manifestierte, waren die Regierungen der EU-Staaten. So wurde in den Mitgliedsländern der Europäischen Union in den vergangenen Jahrzehnten ein gigantischer Schuldenberg angehäuft. Hedgefonds gehörten zu den Ersten, die die Fehlentwicklungen in Griechenland aufgedeckt haben und fungierten in diesem Zusammenhang weniger als Brandstifter und vielmehr als Feuermelder.

Insbesondere im Fall Griechenland und der danach entstandenen medialen Spekulanten-Debatte liegt die Vermutung nahe, dass die Politik von eigens gemachten Fehlern ablenken möchte. Doch dies darf nicht auf den Rücken von „üblichen Verdächtigen“ erfolgen. Vielmehr brauchen wir für eine sachliche, differenzierte Auseinandersetzung und einen ehrlichen Umgang mit dem Thema in der Öffentlichkeit.

Es ist die Pflicht der Politik, sich der Realität zu stellen und keine Stammtischparolen in die Öffentlichkeit zu tragen, auch wenn sie mit diesen auf mehr Akzeptanz stoßen.

http://www.apano.de/static/download/ES_Streitbare_Suendenboecke3011_Essay.pdf