Stimmung an den Börsen stürzt in rekordverdächtigem Tempo ab

Martin Garske ist Prokurist und seit 2013 Fondsberater. Als Vertriebsdirektor betreute er zuvor seit 2002 institutionelle Kunden bei apano. Zuvor war er lange Zeit u.a. als Wertpapierberater/-betreuer bei der Dresdner Bank AG beschäftigt. Darüber hinaus arbeitete er bei der Dresdner S.A. Lux im Bereich International Private Banking und als Portfoliomanager und Vermögensverwalter.

Der apano-Stimmungsindex erlebte in den letzten elf Handelstagen den schnellsten Stimmungs-Crash seit Start der täglichen Messung im Herbst 2013. Bereits am 11. August drehte das Barometer auf „neutral“ und klingelte laut und deutlich, zu einem Zeitpunkt, als der DAX noch mit stolzen 11.548 Punkten in den Tag startete. Im Blog vom 12. August haben wir diese Stimmungsverschlechterung kommuniziert. Heute ergibt unsere Messung den niedrigsten Stand seit Oktober 2014. Damals bildete sich von diesem Niveau ausgehend ein tragfähiger Boden aus, der Startschuss war für jenen steilen Aufschwung an den Märkten, in dessen Verlauf sich der DAX dann bis auf 12.390 Punkte im April 2015 katapultierte. Wird sich die Geschichte wiederholen?

Ich wage es zu bezweifeln. Drei mächtige Turbos befeuerten den damaligen Wiederanstieg der Aktienkurse: der Devisenmarkt, die Rohstoffe und der Rentenmarkt. Der USD stand damals noch bei 1,24 zum Euro und die Anleihen zündeten ihre letzte große Stufe, um die Renditen auf jene Allzeittiefs zu bringen, die wir im Frühjahr 2015 gesehen haben. Zugleich fielen die Rohstoffpreise dramatisch, der Ölpreis halbierte sich zwischen September 2014 und März 2015. Also zogen drei Lokomotiven die Erwartungshaltung für die europäische Industrie und deren Aktien in immer atemberaubendere Höhen.

Bei zweien dieser Loks ist inzwischen der Dampf raus. Lediglich die Rohstoffe fallen immer noch weiter, aber genau dies wird zunehmend zum Problem, weil wichtige Schwellenländer auf die Einnahmen daraus angewiesen sind. Es lässt sich festhalten, dass der derzeitige Kurseinbruch der Märkte ein Resultat enttäuschter Hoffnung ist. Es ist den allermeisten Staaten bislang nicht gelungen, trotz rekordniedriger Zinsen und entsprechend günstigerem Schuldendienst ihre Neuverschuldung auch nur ansatzweise zu reduzieren. Die staatlichen Investitionen ziehen kaum an und auch die Konsumenten reagieren längst nicht so ausgabefreudig, wie der Zinsrückgang und die niedrigen Energiepreise hätten erwarten lassen können. Dementsprechend fielen sowohl die Konjunkturdaten als auch die jüngsten Quartalsberichte der Unternehmen verhaltener aus als erwartet, was indiziert, dass die Aktien im Frühjahr einfach zu euphorisch bezüglich ihrer Aussichten bewertet waren.

Dass zudem etliche Schwellenländer jetzt in einen Abwertungswettbewerb ihrer Währungen eingetreten sind, wird deren Bevölkerung nicht erfreuen, denn dieser Schritt schmälert ihre Kaufkraft und somit ihre Nachfrage. Darunter dürften insbesondere die globalen Exporteure leiden – die Schwergewichte in den Aktienindizes.

Bis auf Japan notieren alle wichtigen Aktienindizes unterhalb immens wichtiger technischer Marken. Es ist nun denkbar, dass die Märkte bis auf ihre 2014er Tiefs zurückfallen. Das wären von heute an noch weitere 10-15%. Nicht das wahrscheinlichste, aber ein einzukalkulierendes Szenario. Wir werden deshalb im von uns gemanagten Fonds apano HI Strategie 1 weiterhin, wie bereits am 11. August begonnen, vorerst das Risiko schrittweise Tag für Tag weiter reduzieren und nicht auf Schnäppchenjagd gehen. Dabei werden wir anhand unserer Überwachungssysteme entscheiden, wann wir den Zeitpunkt für gekommen erachten, wieder mutiger zu sein, um die optisch attraktiven Kurse zu Aufstockungen zu nutzen.

 

Ölpreis auf Fünfjahrestief

Markus Sievers ist geschäftsführender Gesellschafter bei der apano GmbH, die er zusammen mit Kathrin Schaper-Nordhues und Detlev Reichert gründete. Seine Schwerpunkte liegen auf PR, Marketing und Vertrieb. Er studierte nach einer kaufmännischen Ausbildung Betriebswirtschaft. Mehrere Jahre war er in führenden Positionen in der Fonds- und Finanzbranche tätig. Markus Sievers ist Autor verschiedener Fachbücher. Als Experte für Alternative Investments und Managed Futures tritt er regelmäßig in Print, Fernsehen und Hörfunk in Erscheinung. Er ist zudem Referent im Rahmen verschiedener Fachveranstaltungen.

Es ist wenige Tage her, da standen viele Aktienmärkte auf Rekordniveaus. Teilweise legten sie eine fulminante Rally seit Mitte Oktober hin, als die jüngste Korrektur ihren Tiefpunkt hatte. Einer für den Dezember typischen Jahresendrally schien nicht mehr viel im Weg zu stehen. Trotz dieser guten Aussichten kam unser Marktstimmungsindex jedoch nie in den optimistischen Bereich, sondern blieb eine Stufe darunter – im zuversichtlichen Bereich – stehen. Hauptgrund waren die fallenden Rohstoffpreise.

In dieser Börsenwoche drängte das Thema Rohstoffe in Gestalt der Ölpreise in das Bewusstsein der Börsianer. Zu Beginn der Woche stand der Preis für ein Barrel WTI Öl bei 68 $. Seit Sommer diesen Jahres ist der Ölpreis von über 100 $ pro Barrel auf aktuell unter 60 $ pro Barrel gefallen. Mit diesem Preisverfall von über 40% ist der Preis nun auf ein Niveau gefallen, das wir zuletzt zu Krisenzeiten in 2009 gesehen haben.

Der sinkende Preis galt viele Monate lang als Treiber für die globale Konjunktur und wurde positiv wahrgenommen. Natürlich importieren Länder wie Deutschland viel Öl. Ist es günstiger, profitiert die deutsche Wirtschaft. Fluggesellschaften können billiger fliegen, Verbraucher billiger tanken. Das kurbelt den privaten Konsum an.

Allerdings hat der fallende Preis auch Schattenseiten. Rohstoffreiche, Öl exportierende Länder wie Südamerika oder Russland haben geringere Einnahmen. Bei vielen Ländern sind die Einnahmen durch Rohstoffverkäufe die einzige oder zumindest wichtigste Einnahmequelle. Fällt dies weg, werden auch staatliche Ausgaben und Aufträge gestrichen. Auch leiden inzwischen viele börsengehandelte Unternehmen des Energiesektors unter dem Preisverfall. Gerade kostenintensive Methoden der Ölexploration lohnen sich für die Unternehmen nicht mehr. Stimmen ihre Margen nicht mehr, werden auch hier Ausgaben gekürzt und Projekte gestrichen. Das trifft wiederum Unternehmen, die Aufträge aus dem Energie- und Rohstoffsektor erhalten. Eine Kettenreaktion.

Und eben diese negativen Effekte eines zu geringen Ölpreises verunsichern die Investoren. Die Aktienmärkte standen in dieser Woche deutlich unter Druck. Der Dax beispielsweise verlor in dieser Woche aktuell rund 4%. Auch der US-Markt kommt mit mehr als 2,5% Verlust unter Druck. Die Volatilitäten steigen und sichere Häfen wie Staatsanleihen werden gesucht. All diese Märkte werden bei der täglichen Messung unserer Marktstimmung herangezogen und dies führte dazu, dass der apano- Stimmungsindex in das neutrale Szenario wechselte.

Bereits gestern haben wir erste Reduzierungen im Aktienanteil vorgenommen. Heute und in den nächsten Tagen werden – vorausgesetzt die Stimmung bleibt auf diesem Niveau – weitere Maßnahmen ergriffen, um unseren Fonds, den apano HI Strategie 1, defensiver auszurichten und vor einer möglichen größeren Marktkorrektur zu schützen.

Aus aktueller Sicht scheint die Jahresendrally abgesagt – zumal auch die Wahl in Griechenland die europäischen Märkte belastet. Ein möglicher Wahlgewinn der linken Regierung würde Reformen des Landes und damit erneut die Stabilität im Euroland gefährden.