In welche Werte investieren?

Martin Garske ist Prokurist und seit 2013 Fondsberater. Als Vertriebsdirektor betreute er zuvor seit 2002 institutionelle Kunden bei apano. Zuvor war er lange Zeit u.a. als Wertpapierberater/-betreuer bei der Dresdner Bank AG beschäftigt. Darüber hinaus arbeitete er bei der Dresdner S.A. Lux im Bereich International Private Banking und als Portfoliomanager und Vermögensverwalter.

Was kaum jemand erwartet hat: das Jahr 2012 wurde zum goldenen Börsen-Jahrgang. Wie sollte sich der Anleger jetzt verhalten? Mit welcher Strategie kann das Aktienjahr 2013 angegangen werden? Die Chance liegt in ausgewählten Nachzüglern, welche die Börsenhausse 2012 verpasst haben.

Aus fundamentaler Sicht glaube ich, dass 2013 weniger spektakulär verlaufen wird als 2012. Die EZB sowie die europäischen Politiker haben unter Beweis gestellt, dass sie vor keinem Mittel zurückschrecken werden, um Griechenland – und damit auch alle anderen Euro-Staaten – in der Währungzone zu halten. In den wichtigen Staaten China und Japan sind neue Machthaber im Amt, die in erster Linie auf Wachstum bedacht sind.

In den USA ist ohnehin „nur“ das Thema Verschuldung relevant, da Binnenkonjunktur wie auch Export einigermaßen stabil laufen. Insgesamt herrscht eine Mainstream-Meinung vor, dass die Weltkonjunktur im ersten Halbjahr noch relativ schleppend sein wird, dann aber „hinten raus“ beschleunigt.

Nachdem etliche Werte aus dem DAX inzwischen auf Allzeithochs stehen und/oder in 2012 teilweise über 40 Prozent an Wert gewonnen haben, stellt sich die Frage, in welche Werte heute noch investiert werden kann, ohne dem Markt hinterher zu laufen. Mein Vorschlag lautet, auf ausgewählte Unterperformer des Jahres 2012 zu setzen und diese dann via Discount mit einem Sicherheitsabschlag zu erwerben.

In Deutschland kann das z.B. eine Commerzbank sein. Der deutsche Bankensektor hinkte 2012 der Kurserholung internationaler Banken weit hinterher. In der Branche hat sich das Umfeld gebessert: Große Abschreibungen auf Staatsanleihen sind abgehakt – und könnten bei einer Erholung nun zu Buchgewinnen führen. Hinzu kommt die Aufweichung von Basel III.

Daimler läuft gerade in ein interessantes Kursdreieck hinein, an dessen Ende ich einen Ausbruch nach oben vermute. Denn hier ist im Vergleich zu BMW und VW in 2012 wenig im Kurs passiert. Infineon hat 2012 ebenfalls verpasst, genauso wie die Dt. Telekom. Auf Ebene des Euro Stoxx 50 gefallen mir aus Frankreich Carrefour (Einzelhandel) und Compagnie de St Gobain (Bau). Beide notieren immer noch mehr als 50 Prozent unter ihren Tops von 2007. Auch Nokia ist interessant: Die neuen Smartphones bekamen gute Kritiken und die Firma verfügt über zahllose wertvolle Patente. Wer sich im Bereich Goldminen umschaut, findet mit Newmont Mining und Barrick Gold zwei Werte, die in 2012 regelrecht verprügelt wurden.

Zu beachten ist bei all diesen Werten, dass hausgemachte Probleme 2012 die Kurse bremsten oder sogar drückten. Alle diese Unternehmen haben ihre Einzelschicksale und waren nicht ohne Grund Unterperformer. Bis auf die beiden Franzosen sind alle oben erwähnten Papiere fulminant in das neue Jahr gestartet und erscheinen mir deshalb kurzfristig etwas überhitzt. Wer das direkte Engagement zu den aktuellen Kursen scheut, kann diese Aktien indirekt, nämlich in Form von Discountzertifikaten, erwerben und mit beruhigendem Sicherheitsabschlag in sein Depot legen. Das begrenzt zwar das Gewinnpotenzial ganz erheblich, wer sich aber mit einer realistischen 5 bis 7 Prozent Renditechance aufs Jahr gerechnet zufrieden gibt, kann zu dieser nervenschonenden Alternative greifen. Es ist zu beachten, dass die Dividendensaison in Kürze startet. Wer Discounter kauft, bekommt keine Ausschüttung. Das ist bei der Auswahl und der Festlegung des Basispreises zu beachten.

Insgesamt gilt es weiterhin, nicht übermütig zu werden: Die Notenbanken sehen das Treiben an den Börsen derzeit nämlich mit höchst gemischten Gefühlen. Mit billigem Geld wird rund um den Globus der Vorhof der Realwirtschaft – also die Börsen – geflutet. Das bläht das geschaffene Geldvolumen noch weiter auf und vergrößert damit die Inflationsgefahr. Darüber hinaus ist das Thema „Fiscal Cliff“ zwar vorerst vom Tisch, aber keine Lösung erarbeitet. In Europa wollen die Staaten allmählich dazu übergehen, Verschuldung abzubauen. Für die Konjunktur und die Unternehmensaufträge wirkt das dämpfend.

Technisch sehen die wichtigsten Aktienmärkte zwar momentan stabil aus, jedoch gibt es auch schon hier und da Übertreibungserscheinungen. Besonders ausgeprägt sind diese beim japanischen Nikkei 225, der in zwei Monaten ohne Verschnaufpause fast ein Viertel an Wert gewonnen hat.

Ganz sicher erleben wir auch 2013 wieder ausgeprägte Korrekturphasen. Aber ich glaube, dass wir eine tendenziell freundliche Börsenlandschaft sehen werden. Deshalb habe ich die hier vorgestellte Strategie in meinem privaten Depot schon teilweise umgesetzt und werde sie nun sukzessive ausbauen. Als begrenzt risikofreudiger Investor ist diese Vorgehensweise für mein Profil geeignet. Ziel ist, damit sicher und trotzdem rentierlich zumindest schon mal durch das 1. Quartal 2013 zu kommen. Dann wird Anker geworfen und neu disponiert.