Der Wind der Euro-Krise bläst heftig durch Europa. Aufgepumpte Staatsschulden zwingen die Regierungen, auf die Sparbremse zu drücken. Nur die stetig wachsende Liquiditätsblase der Europäischen Zentralbank (EZB) und künstlich niedrige Zinsen bewahren dieses Schulden-System derzeit vor dem Kollaps. Die Reaktion der Anleger darauf? Parken und Warten.
Anleger bauen Mauern um ihre Anlagestrategie, die derzeit hauptsächlich aus Cash besteht. Dabei erhalten sie bei deutschen Banken, die der Einlagensicherung unterliegen, derzeit gerade einmal zwischen 0,5 Prozent und 1,0 Prozent p.a. aufs Festgeld. Der deutsche Staat wirbt sogar mit einem geradezu lächerlichen Zins von einem Cent bei 10.000 Euro Anlage auf 1 Jahr. Das ist eine Rendite von 0,0001 Prozent. Scherzhafte Gemüter würden es wohl positiv sehen. Sie müssten 750 Millionen Euro anlegen, um über ihren Sparerfreibetrag zu kommen.
Leider ist das aus meiner Sicht strategische Kaufkraftvernichtung, denn die offizielle (Warenkorb-)Inflation zwischen Anfang 2008 und 2012 liegt bei 2,16 Prozent. Die „echte“ Inflation liegt sogar noch ein Stück höher. Rechnet man das Geldmengenwachstum (M3) von Anfang 2008 bis 2012 in der EU, kommt man auf 11,03 Prozent. Die Wirtschaftsleistung (BIP) der EU ist in dieser Zeit laut EU-Kommission um -0,92 Prozent gesunken. Das bedeutet eine reale Inflation von 2,99 Prozent p.a. Die Anleger akzeptieren derzeit also für den Großteil ihres Vermögens einen Kaufkraftverlust von mindestens 2,0 Prozent jährlich. Ein chinesisches Sprichwort sagt dazu: „Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“
Deutsche Unternehmen haben das verstanden und profitieren derweil eher von der Krise. Mit einem Leistungsbilanzüberschuss von rund 210 Milliarden Euro hat Deutschland selbst die Chinesen als Exportweltmeister wieder eingeholt. Deutsche Top-Unternehmen wie z.B. Springer, SAP und Eon fahren einen Ertragsrekord nach dem anderen ein. Sie nutzen die Chancen der Zeit, passen ihre Strategien an und bauen damit Windmühlen.
Auch Anleger wären meiner Meinung nach gut damit beraten, die Mauern um ihre Cash-Positionen abzubauen und nach den „Windmühlen“ im Anlagesegment Ausschau zu halten. Sowohl im Bereich der Substanzwerte als auch bei Alternative Investments gibt es genügend Strategien, die zwischen 2008 und 2012 ordentliche Erträge trotz Finanzkrise eingefahren haben. Mit „Cash“ wird die Kaufkraft sonst in den nächsten 10 Jahren um rund 23 Prozent fallen.
Auch wenn wir in Europa die Chinesen wirtschaftlich als ernste Konkurrenz sehen (und auch sehen sollten), von ihren Weisheiten können wir sicher noch lernen. Sie haben uns in den letzten 10 Jahren ja bereits eindrucksvoll gezeigt, dass man von den Erkenntnissen der anderen sehr gut profitieren kann.