Wer dieser Tage erstaunt auf die Preise von Gold und Silber schaut, wundert sich über die starken Kursverluste. Am Freitag fiel Gold unter 1.500 Dollar, danach ging es weiter in Richtung 1.400 Dollar und darunter. Manch einer sieht die Edelmetallblase platzen, andere freuen sich über neue Einstiegschancen.
Gold war seit 2008 die Krisenwährung. Es folgte ein Kursanstieg in ungeahnte Höhen. 2.000 Dollar je Unze wurden schon als “sicher” verkauft. Doch dann packte Herr Draghi die Bazooka aus und sorgte für genug Liquidität am Markt. Die Aktienmärkte waren dadurch begünstigt und wir erlebten dort Kursanstiege, die fundamental nicht zu erklären waren. Dennoch blieben uns die Unsicherheit und das Misstrauen, dass die Krise endlich vorbei, weiter erhalten.
Eigentlich ein Grund, dass Gold weiter steigt, oder zumindest stabil bleibt. Doch stattdessen fiel der Goldpreis deutlich zurück und verlor seit seinem Hoch im Jahr 2011 fast 40 Prozent an Wert! Leider bewahrheitet sich auch hier die alte Börsenweisheit, dass man nur durch Schmerzen lernt, Fehler zu vermeiden.
Überall in den Medien sind die Gründe zu lesen, warum es zu einem Kurssturz kam, wie tief der Goldpreis noch weiter sinken könnte und warum Gold so plötzlich kein sicherer Hafen mehr ist. Ob die Gründe in dem Ende des Engagements von George Soros am SPDR Gold Trust ETF, dem größten Gold ETF der Welt, zu suchen sind? Oder in der Erwägung der Zyprioten, ihre Goldreserven zur Sanierung des Haushaltes abzubauen?
Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass dies die Gründe sind, die den Kursrückgang rechtfertigen. Vielmehr und eigentlich „wie immer“ wird das aktuelle Geschehen an den Rohstoffmärkten von Psychologie und Emotionen getrieben.
Dazu kommt, dass sich viele der Fundamentalthesen in der zu erwartenden Form nicht bestätigt haben. Wir haben weder eine Deflation noch eine Hyperinflation zu spüren bekommen. Die durch die EZB begünstigte Geldvermehrung konzentriert sich in den Büchern der Zentralbanken statt in der Realwirtschaft. Gold als sicherer Hafen in solchen Extremszenarien wurde nicht richtig gebraucht. Auch die Rolle des „Allheilmittels“, das uns sowohl Rendite und Reichtum beschert als auch für die entsprechende Sicherheit im Depot sorgt, konnte Gold nicht ausfüllen. Denn beides im Doppelpack gibt es leider nicht.
Wie geht es nun mit dem Goldpreis weiter? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns vor Augen halten, dass das entscheidende Kriterium für den Anstieg des Goldpreises in der Vergangenheit immer das Sicherheitsbedürfnis der Anleger war. Historisch betrachtet wurde in Krisenzeiten Gold gekauft und in boomenden Jahren vermehrt in Aktien investiert.
Sollte es den Märkten tatsächlich gelingen, aus der aktuellen Seitwärtsbewegung auszubrechen, müssen wir damit rechnen, dass der Goldpreis weiter fällt, um dann nach einiger Zeit auf einem niedrigeren Niveau seitwärts zu laufen.
Wenn sich die Krise in Europa dramatisch zuspitzen und in die USA ausweiten sollte, und die Weltwirtschaft in die Knie geht, besteht eine Chance, dass der Goldpreis neue Hochs ausbildet.
Sollte die Krise lediglich weiter einige Jahre vor sich hin dümpeln, ist damit zu rechnen, dass der Goldpreis ebenfalls eine Seitwärtstendenz entwickelt.
Ich bin trotzdem nach wie vor dafür, einen gewissen Teil des Vermögens auch in Gold anzulegen. Die aktuellen fallenden Kurse bieten hierfür eine gute Gelegenheit. Diesen Anteil an Gold sollten Anleger als eine Art Versicherung für den Fall ansehen, dass die Krise doch noch eskaliert.
Aber auch hier gilt es, Folgendes zu beachten: Wenn die Medien dann noch von einer Goldanlage schwärmen, sollten Sie anfangen, Ihre Gewinne zu sichern.