Chancen, aber auch Risiken

Christian Schmidt, Hedgefonds-Berater (ebs/BAI), ist Senior-Wertpapierspezialist und seit 2003 bei apano als Ansprechpartner für Finanzdienstleister tätig. Er hält regelmäßig Vorträge bei Anlegermessen und Fachveranstaltungen. Zuvor war er Geschäftsführungsassistent einer Dortmunder Steuerberatungskanzlei mit dem Schwerpunkt "Private Finance / Family Office" sowie Finanzplaner in einem Kölner Finanzdienstleistungsinstitut.

Seit Jahren fasziniert fortgeschrittene Anleger der Bereich der geschlossenen Beteiligungen. Sie bergen allerdings auch Nachteile.

Geschlossene Beteiligungen, auch Geschlossene Fonds genannt, sind aus meiner Sicht eine interessante Anlageklasse. Sie ermöglichen Kapitalanlagen in Objekte, die dem Privatanleger aufgrund hoher Anlagesummen sonst nicht zugänglich sind. Möglich sind Gewinne bei stabiler Wertentwicklung, aber eben auch Totalverluste. Am gängigsten sind neben geschlossenen Immobilienfonds zum Beispiel Beteiligungen an Schiffen, Flugzeugen oder Venture Capital.

In den Schlagzeilen tauchen sie immer dann auf, wenn es bei einer Beteiligung zu einer Schieflage kommt. Wie überall gibt es Licht und Schatten. Dennoch können Beteiligungen – richtig dosiert – das diversifizierte Depot durchaus bereichern.

Ganz pauschal sind geschlossene Fonds nicht für jeden Anleger die geeignete Wahl. So bergen sie zunächst den Nachteil, dass sie illiquide und schlecht verfügbar sind – ein vorzeitiger Ausstieg ist in der Regel nicht möglich. Anleger können also nur in einem bestimmten Platzierungszeitraum investieren, danach ist der Fonds „geschlossen“.

Neben ihrer Illiquidität sind auch Themen wie Transparenz und Regulierung sehr kritisch zu sehen. Zwar sind Struktur, Kosten, Chancen und Risiken im Emissionsprospekt ausführlich beschrieben. Erfahrungsgemäß handelt es sich jedoch um trockene, schwere und nicht jedermann zugängliche Lektüre. Informationen zu bereits laufenden Beteiligungen und Unternehmen erhalten zudem zumeist nur die Anleger, denn anders als bei Aktiengesellschaften und Investmentfonds sind diese Informationen nicht öffentlich zugänglich. Anleger, die Wert darauf legen, flexibel zu bleiben und durch aktive Eingriffe Verluste zu begrenzen und Gewinne laufen zu lassen, haben es mit offenen Publikumsfonds wesentlich einfacher. Bei diesen sind die kontinuierlichen Berichte inkl. Fondswerten frei verfügbar.

Wie sieht die Zukunft für geschlossene Fonds aus? Die Branche steht sowohl auf Anbieter- als auch Beraterseite vor neuen, aber noch nicht beschlossenen Regulierungsmaßnahmen. Welche Vorteile diese Anlegern bringen werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen und bleibt abzuwarten.

Die Evolution der Vermögensanlage

Die traditionelle Risikostreuung funktioniert in Krisenzeiten nicht mehr so wie früher. Neue Anlagestrategien sind gefragt, denn Märkte verändern sich.

Als Harry M. Markowitz 1952 seine berühmte Portfolio-Theorie entwickelte, waren die Märkte deutlich weniger komplex als heute. Die Wirtschaft war noch nicht so stark globalisiert und die „Vernetzung“ der Finanzmärkte noch nicht so weit fortgeschritten.

Nach seiner Theorie konnte das Risiko eines Portfolios dadurch reduziert werden, dass nicht korrelierende Anlagen wie Aktien, Anleihen und Rohstoffe miteinander kombiniert wurden. Das funktionierte auch prima – bis zur Jahrtausendwende.

Seit dem Platzen der Dotcom-Blase ab März 2000 stieg die Korrelation der klassischen Märkte zueinander kontinuierlich an und bildet dabei immer in Krisenphasen Spitzenwerte aus. Mit anderen Worten: Die Risikostreuung funktioniert in Krisenzeiten nicht mehr so gut wie früher, weil alle Anlageklassen in die gleiche Richtung marschieren.

Wenn sich der Markt verändert, muss man auch seine Anlagestrategie ändern. Ein Blick zurück in die Menschheitsgeschichte zeigt, dass die Evolution gnadenlos ist. Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Wer sich nicht anpasst, stirbt aus. Das gilt auch für die Geldanlage. Eine moderne Strategie muss berücksichtigen, dass Märkte nicht nur steigen, sondern auch fallen.

„Short“-Instrumente wie Optionen, Futures oder andere Derivate ermöglichen es, Marktrisiken im Portfolio aktiv zu steuern und bei Bedarf zu reduzieren oder sogar von fallenden Märkten zu profitieren. Das ist nicht nur bei Aktien und Rohstoffen wichtig, sondern aktuell auch bei Anleihen.

Es ist schwierig, im aktuellen Zinsumfeld eine Anlage mit gutem Chancen-/Risikoverhältnis zu finden. Außerhalb der EU und unter Einbeziehung von Währungsspekulationen ist dies sicher noch möglich.

Das Risiko von steigenden Zinsen in den nächsten Jahren muss jedoch ebenfalls berücksichtigt werden. Erstmals seit 30 Jahren dürften Short-Instrumente auch im Anleihen-Segment richtig populär werden. Anleihefonds, die „Short-Duration“ eingehen und damit von steigenden Zinsen profitieren können (nicht müssen), stellen eine moderne Lösung für das Zinsdilemma unserer Zeit dar.

„anders denken“ und konsequentes Handeln ist notwendig, um mit der Veränderung der Märkte mitzuhalten und sich bei der Evolution der Vermögensanlage nicht plötzlich in der Rolle der Dinosaurier wiederzufinden.