Stabiles Geld oder Camembert-Währung?

Christian Schmidt, Hedgefonds-Berater (ebs/BAI), ist Senior-Wertpapierspezialist und seit 2003 bei apano als Ansprechpartner für Finanzdienstleister tätig. Er hält regelmäßig Vorträge bei Anlegermessen und Fachveranstaltungen. Zuvor war er Geschäftsführungsassistent einer Dortmunder Steuerberatungskanzlei mit dem Schwerpunkt "Private Finance / Family Office" sowie Finanzplaner in einem Kölner Finanzdienstleistungsinstitut.

Gestern waren die Erwartungen an das angekündigte Treffen des EZB-Rats groß. Einen Tag darauf folgt die Ernüchterung. Der große Wurf, die Euro-Zone zu stabilisieren, lässt weiter auf sich warten.

Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt derzeit bewusst offen, ob sie erneut Staatsanleihen von Euro-Krisenstaaten kaufen wird. Damit bleibt die Unsicherheit am Kapitalmarkt bestehen. Bemerkenswerter finde ich folgende Passage einer aktuellen Erklärung von EZB-Chef Mario Draghi: „Die hohen Risikoprämien für einige Staatsanleihen sind nicht akzeptabel. Wenn Spanien Investoren mehr als sieben Prozent Zinsen bieten muss, um sich am Kapitalmarkt Geld zu leihen, ist das auf Dauer nur schwer durchzuhalten.“ Da frage ich mich schon, wie Draghi zu diesem Urteil kommt. Ein Blick in die Statistik zeigt nämlich, dass die Zinslast Italiens und Spaniens zu Zeiten von Lira und Peseta höher lag, ohne dass dies Spanien und Italien in arge wirtschaftliche Bedrängnis gebracht hätte.

Ich glaube zudem nicht daran, dass mögliche Anleihekäufe der EZB langfristig helfen, die Zinsen zu drücken. Die als zu hoch empfundenen Zinsen zeigen klar und deutlich das mangelnde Vertrauen der Märkte. Vertrauen kann nur entstehen, wenn die EZB sich darauf besinnt, zu ihrem klaren stabilitätsorientierten Kurs zurückzukehren und nicht zusätzlichen Spekulationen Raum zu bieten. Vertrauen kann außerdem nur entstehen, wenn die Schuldenstaaten klare Sanierungskonzepte vorlegen und sich hier auch erste Erfolge abzeichnen.

„Es ist sinnlos, gegen den Euro zu spekulieren“, sagte Draghi in der Erklärung. Und weiter: „Um diese Worte mit Taten zu untermauern, müsste die Notenbank Anleihen kaufen – und zwar in großem Stil“. Und genau hier liegt der Irrtum. Um diese Worte mit Taten zu untermauern, müssen sich alle fragen, ob sie Teil des Problems oder Teil der Lösung sein möchten. Wir wollen schließlich nicht, dass das von dem FDP-Finanzpolitiker Frank Schäffler skizzierte Horrorszenario, „Wenn die EZB so weitermacht, kauft sie bald auch alte Fahrräder auf und gibt dafür neues Papiergeld heraus“, eines Tages Realität wird.

Ich bin ein bescheidener Optimist. Ich will auch morgen noch mit einem stabilen Euro rechnen und mit einem stabilen Euro bezahlen. Ich glaube, dass es zwar möglich, aber noch nicht notwendig ist, übermorgen in Form von Inflation und Steuererhöhungen für einen Camembert-Euro zu zahlen.

Angstsparen oder Geld anlegen?

Christian Schmidt, Hedgefonds-Berater (ebs/BAI), ist Senior-Wertpapierspezialist und seit 2003 bei apano als Ansprechpartner für Finanzdienstleister tätig. Er hält regelmäßig Vorträge bei Anlegermessen und Fachveranstaltungen. Zuvor war er Geschäftsführungsassistent einer Dortmunder Steuerberatungskanzlei mit dem Schwerpunkt "Private Finance / Family Office" sowie Finanzplaner in einem Kölner Finanzdienstleistungsinstitut.

Die EU spannt einen Rettungsschirm nach dem anderen auf, doch die Euro-Krise ist immer noch nicht abgewendet. Unter den Wirtschaftsexperten ist sogar ein Streit über die Auswege aus der Misere entbrannt. In Zeiten der Schuldenkrise ist der Anleger einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Was bleibt, ist Orientierungslosigkeit.

Da war es aufschlussreich, letzte Woche in Ettlingen live vor Ort zu erleben, was den Anleger derzeit besonders bewegt. Zu dem Informationsabend „Gut angelegtes Geld“, den ich gemeinsam mit Gastgeber Heinz Rudek, Finanz- und Unternehmensberater, gab, kamen 40 Gäste. Ich traf auf ein sehr interessiertes und versiertes Publikum. Nach meinem Fachvortrag kamen viele Fragen. Soll ich in Sachen Kapitalanlagen weiter zurückhaltend sein? Ist nur allgemeine Vorsicht geboten? Ich sehe bei diesen Fragen auch den bekannten Konflikt zwischen Angst und Gier. Kaum ein Anleger kann sich der Angst, die die Marktunsicherheiten mit sich bringen, mehr entziehen.

Die Angst rührt daher, dass es kaum jemanden gibt, der nicht jemanden kennt, der sich bei Kapitalanlagen in die Nesseln gesetzt hat. Mit eigenem Geld will sich jeder diese Erfahrung ersparen. Auf der anderen Seite hat sich inzwischen die Erkenntnis durchgesetzt, dass Angstsparen – egal ob es sich um Bargeld in der Zigarrenkiste oder Tagesgeldtourismus handelt – nach Steuern und Inflation ein reales Minusgeschäft bedeutet. Auch nicht so schön! Daraus folgt, dass Anleger schon mit einer gewissen Renditeforderung kalkulieren. Ob 6 Prozent p.a. gierig sind, lasse ich dahin gestellt. Diese 6 Prozent p.a. nachhaltig zu erreichen, ist ohne Diversifikation und Disziplin nicht möglich. 80 Prozent des Anlageerfolgs hängen an der richtigen Strategie und der richtigen Zusammensetzung des Portfolios.

Zum Ende des Abends waren wir uns einig, dass es wohl noch Jahre dauern wird, bis wieder „normale“ Zeiten an den Kapitalmärkten einkehren. Die unklaren Marktkonstellationen lassen kaum eindeutige Prognosen zu. Doch Angstspar-Credos wie „Das haben wir immer schon so gemacht“ oder „Diesmal wird alles anders“ sind zwei Sätze, die sehr teuer werden können.

Margaret Thatcher wäre das nicht passiert

Christian Schmidt, Hedgefonds-Berater (ebs/BAI), ist Senior-Wertpapierspezialist und seit 2003 bei apano als Ansprechpartner für Finanzdienstleister tätig. Er hält regelmäßig Vorträge bei Anlegermessen und Fachveranstaltungen. Zuvor war er Geschäftsführungsassistent einer Dortmunder Steuerberatungskanzlei mit dem Schwerpunkt "Private Finance / Family Office" sowie Finanzplaner in einem Kölner Finanzdienstleistungsinstitut.

Beim Gipfel in der letzten Woche haben sich die Regierungschefs der 17 EU-Staaten darauf verständigt, den Zugang zum Rettungsfonds ESM zu erleichtern. Dafür musste Angela Merkel weitreichende Zugeständnisse machen. Druck kam von Seiten Spaniens und Italiens.

Um einfacher ESM-Gelder zu bekommen, hätten beide Länder einem Konjunkturpaket zustimmen müssen. Aus meiner Sicht hätten Spanien und Italien von diesem ehedem am meisten profitiert. Stattdessen drohten sie aber mit einer Blockade. Damit die Währungsgemeinschaft stabilisiert werden kann, sollen in Zukunft nun direkte Bankenhilfen aus dem Rettungsfonds möglich sein und Staatsanleihen reformwilliger Länder aufgekauft werden können. Dafür ist eine gemeinsame Bankenaufsicht für die Euro-Zone unter Einbeziehung der Europäischen Zentralbank (EZB) geplant. Zudem wurden Maßnahmen vereinbart, die den Zinsdruck von Ländern wie Italien und Spanien mildern sollen. Unterstützung erhalten spar- und reformwillige Länder demnach ohne ein zusätzliches Anpassungsprogramm.

Was haben die 17 EU-Staaten beim Gipfel gewonnen? Italien und Spanien bleiben neue Auflagen und die Kontrolle durch die Troika aus EU, EZB und Internationalem Währungsfonds (IWF) erspart. Sie müssen sich lediglich dazu verpflichten, die Empfehlungen der EU-Kommission umzusetzen und ihre Schulden zügig abzubauen. Daran glaube ich nicht.

Was haben die teilnehmenden Staaten beim EU-Gipfel verloren? Da sind zum einen die Aussichten auf ein absehbares Ende der Schuldenkrise und einen zügigen Schuldenabbau. Diese sind nun deutlich eingetrübt. Zum anderen wird der Euro im Binnenbereich instabiler werden und auch Deutschland wird statt ent- noch weiter belastet werden.

Aus meiner Sicht ist dies unter dem Strich kein gutes Geschäft. Wir haben viel verloren und werden in Zukunft noch viel mehr verlieren. Angela Merkel hat bislang eine klare Linie beim Einsatz des Euro-Rettungsfonds vertreten. Unter Druck ist sie nun allerdings teilweise eingeknickt. Margaret Thatcher, mit der sie oft verglichen wurde, wäre das mit Sicherheit nicht passiert.

Showdown beim EU-Gipfel?

Christian Schmidt, Hedgefonds-Berater (ebs/BAI), ist Senior-Wertpapierspezialist und seit 2003 bei apano als Ansprechpartner für Finanzdienstleister tätig. Er hält regelmäßig Vorträge bei Anlegermessen und Fachveranstaltungen. Zuvor war er Geschäftsführungsassistent einer Dortmunder Steuerberatungskanzlei mit dem Schwerpunkt "Private Finance / Family Office" sowie Finanzplaner in einem Kölner Finanzdienstleistungsinstitut.

Was wird aus Europa? Der europäische Gedanke ist mittlerweile auf die Frage „Wer zahlt?“ reduziert. Beim EU-Gipfel vom 28.-29.06.2012 in Brüssel soll eine Reform der Währungsunion beschlossen werden. Doch das Projekt droht zu kentern, Nord- und Südländer sind zerstritten.

Zypern will in letzter Sekunde noch unter den Rettungsschirm schlüpfen und Spanien leidet unter seiner Bankenkrise. In der Euro-Krise ist es bereits viertel nach zwölf. Die Auswirkungen dessen sind noch gar nicht erfasst. Es gilt, noch Schlimmeres zu vermeiden.

Betrachten wir einmal die EU-Wackelkandidaten:

Spanien hat Milliardenhilfen für die Banken beantragt. Gerade erst setzte Moodys 28 Geldinstitute um bis zu 4 Stufen herab. Doch die Probleme Spaniens sind nicht nur finanzieller Natur, sondern liegen viel tiefer. Jahrelang hat das Land in Infrastruktur und die Bauindustrie investiert. Die Ausgaben für Bildung hat es hingegen vernachlässigt. Die Quittung ist eine (Jugend-)Arbeitslosigkeit von knapp 50 Prozent. Die verlorene Generation wird länger brauchen, um sich zu erholen als die Banken. In Spanien können wir auch sehen, dass nicht nur der Blick für den eigenen Haushalt, sondern auch für Europa abhandengekommen ist.

Wie können Volkswirtschaften nach vorn gebracht werden? Es geht darum, Perspektiven zu entwickeln. Es fehlt eine europäische Zukunftsvision. Europa bedeutet mehr als ein gemeinsamer Markt, das Schengen-Abkommen und den Urlaub nicht mehr in der Wechselstube verbringen zu müssen. Das Aufgeben der europäischen Idee ist letztendlich zu schade, um nur auf die Frage „Wer zahlt?“ reduziert zu werden.

Was Griechenland anbelangt, gehen die Märkte bereits davon aus, dass die Hellenen austreten. Ein Szenario, das vor Jahren noch undenkbar war, wird immer realer. Der mögliche Austritt Griechenlands ist eine Rechenaufgabe. Es wäre sinnvoller, zur Drachme zurückzukehren, damit Griechenland international wieder wettbewerbsfähig wird. Doch die Frage, wie es nach einem möglichen Ausschluss Griechenlands weitergeht, bleibt offen. Wie lassen sich bürgerkriegsähnliche Zustände, Not und Elend vermeiden? Wie sieht es mit europäischer Solidarität aus?

Italien ist ein weiterer Dominostein, der im Zuge der Eurokrise fallen könnte. Es wäre interessant zu beobachten, wie es um Berlusconis Comeback bestellt ist, sollte er im Wahlkampf verlauten lassen, dass es Italien mit der Lira besser gehe.

Es zeichnet sich ein europäisches Endzeit-Szenario ab. Was passiert, wenn Papiergeld nichts mehr wert ist? Sind Aktien dann eine zuverlässige Anlage? Auch Aktien sind vor Krisenzeiten nicht gefeit. Deutsche Aktien zeichnen sich zurzeit durch ein günstiges Kurs-Gewinn-Verhältnis aus. Eine Aktie kann allerdings auch immer noch um 20 bis 30 Prozent fallen. Doch selbst dann liegt sie durch ihre Dividende über dem Niveau von Staatsanleihen. Jedem Anleger sollte klar sein, dass Aktien mitunter 7 bis 10 Jahre benötigen, um sich zu erholen und ihren realen Wert wiedergewinnen.

Welchen Rettungsschirm kann der Anleger dann für sich aufspannen? Diversifikation, weltweite Streuung, ist das Stichwort. Und er sollte eine gewisse Hoffnung haben, dass sich alles zum Besseren wendet.
Europa war sehr lange von einem langsamen Tempo bestimmt. Die langsamsten Mitspieler haben die Schrittgeschwindigkeit vorgegeben.

Alle EU-Beteiligten sollten die Chancen, die Europa bietet, erkennen und nicht leichtfertig und kleingeistig verspielen. Der europäische Gedanke reduziert sich mehr und mehr auf einen Verbund von Geber- und Nehmerländern. Fordern und fördern im Sinne des ökonomischen Prinzips gehören aber zusammen. Wenn Europa das erkennt, hat es noch eine Chance.

Wer gewinnt an der Börse?

Christian Schmidt, Hedgefonds-Berater (ebs/BAI), ist Senior-Wertpapierspezialist und seit 2003 bei apano als Ansprechpartner für Finanzdienstleister tätig. Er hält regelmäßig Vorträge bei Anlegermessen und Fachveranstaltungen. Zuvor war er Geschäftsführungsassistent einer Dortmunder Steuerberatungskanzlei mit dem Schwerpunkt "Private Finance / Family Office" sowie Finanzplaner in einem Kölner Finanzdienstleistungsinstitut.

Bei meiner Antwort lege ich mich weder auf das eine noch auf das andere fest. Gut kombiniert schaffen es Mensch und Maschine gemeinsam, das Siegertreppchen an der Börse zu erklimmen. Denn sowohl der logische Verstand des Menschen als auch die Rationalität der Maschine haben an der Börse ihre Vorteile.

Der Vergleich mit der Welt des Schachs, in der die Maschine immer gewinnt, hinkt. Denn Computer können einerseits in der Welt der Börse durchaus den Kürzeren ziehen. So zum Beispiel, wenn Computer an der Börse den menschlichen Herdentrieb oder irrationales Handeln nicht nachvollziehen können. In einem derartigen Kontext macht es durchaus Sinn, Entscheidungen dem Menschen zu überlassen und nicht der Maschine. Was passiert andererseits, wenn menschliche Emotionen die Entscheidungen an der Börse beeinflussen? Hier punktet eindeutig die Maschine, denn sie begrenzt Verluste und lässt Gewinne laufen. Daher kann die Antwort noch lauten: Das eine tun ohne das andere zu lassen. Denn aus meiner Sicht zahlt sich der Gedanke „Diversifikation statt Konzentration im Portfolio“ aus.

Erst jüngst habe ich zu diesem Thema ein Interview mit dem Börsenradio geführt. Sie können dieses in voller Länge unter https://apano.de/apano-in-den-medien-tv-radiobeitraege.php anhören.

Ist Portugal das neue Griechenland?

Christian Schmidt, Hedgefonds-Berater (ebs/BAI), ist Senior-Wertpapierspezialist und seit 2003 bei apano als Ansprechpartner für Finanzdienstleister tätig. Er hält regelmäßig Vorträge bei Anlegermessen und Fachveranstaltungen. Zuvor war er Geschäftsführungsassistent einer Dortmunder Steuerberatungskanzlei mit dem Schwerpunkt "Private Finance / Family Office" sowie Finanzplaner in einem Kölner Finanzdienstleistungsinstitut.

Droht uns mit Portugal ein zweites Griechenland? Mohamed El-Erian, Manager des Pimco-Fonds, betrachtet die portugiesische wirtschaftliche Situation mehr als pessimistisch (siehe Spiegel online). Für ihn sei die Euro-Krise längst nicht überwunden und spricht bereits von weiteren gigantischen Forderungen, die auf die EU zukommen könnten. Übertreibt El-Erian oder hat Portugal noch eine Chance?

Die portugiesische Wirtschaft ist hoch verschuldet und schrumpft in diesem Jahr voraussichtlich um drei Prozent, die Arbeitslosigkeit liegt bei 14 Prozent. Obwohl die Zahlen für ein weiteres Krisen-Szenario sprechen, glaube ich, dass die Portugiesen es durchaus schaffen können, ihre Krise auch ohne Schuldenschnitt zu bewältigen.

Ein Rettungspaket von 78 Milliarden Euro, geschnürt von EU-Ländern, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds, konnte die Staatspleite gerade noch abwenden. Dafür muss sich Portugal nun strengen Sparmaßnahmen und Strukturreformen beugen.

Und siehe da, Portugal beweist eisernen (Spar-)Willen. Das Land befindet sich laut EU-Währungskommissar Olli Rehn auf dem richtigen Weg. Zudem soll die Landwirtschaft nun mit Hilfe einer effizienteren Nutzung der Agrarflächen zum Wachstumsmotor werden. Schließlich ist Portugal der weltgrößte Produzent von Kork und siebtgrößter Wein-Exporteur.

Ich habe die Portugiesen als genügsam und zufrieden mit ihrem Auskommen kennengelernt. Portugal ist traditionell ein armes Land (mit Ausnahme von Lissabon), in dem es weder eine massive Oberschicht noch einen ausufernden Reichtum gegeben hat wie in Griechenland.

Des Weiteren ziehen Regierung und Bevölkerung an einem Strang. Das Rettungsprogramm genießt eine breite politische Unterstützung. Große Teile der Bevölkerung sehen es als unumgänglich an. Es gibt zwar den einen oder anderen Generalstreik, vor allem gegen die Kürzungen im öffentlichen Dienst, aber gewalttätige Proteste blieben wie in Griechenland bislang aus.

Vielleicht hilft den beherzten Portugiesen auch ihre Mentalität, die Krise zu verschmerzen: ihre Leidensfähigkeit und ihre gepflegte Melancholie, die sie im Fado ausdrücken. 2011 wurde der Fado übrigens in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Wer weiß, ob die Portugiesen 2012 in ihrem Fado nicht nur die Sehnsucht nach besseren Zeiten besingen, sondern sie auch wieder erleben können.

Quo vadis, Dax?

Christian Schmidt, Hedgefonds-Berater (ebs/BAI), ist Senior-Wertpapierspezialist und seit 2003 bei apano als Ansprechpartner für Finanzdienstleister tätig. Er hält regelmäßig Vorträge bei Anlegermessen und Fachveranstaltungen. Zuvor war er Geschäftsführungsassistent einer Dortmunder Steuerberatungskanzlei mit dem Schwerpunkt "Private Finance / Family Office" sowie Finanzplaner in einem Kölner Finanzdienstleistungsinstitut.

Heute vor genau 12 Jahren erreichte der Dax zum ersten Mal einen Schlussstand von über 8.000 Punkten. Im Zuge der Euphorie um die letztlich gescheiterten Fusionspläne von Deutscher und Dresdner Bank nahm das Börsenbarometer rasant an Fahrt auf: Der Dax knackte am 07.03.2000 die Rekord-Marke von 8.136,16 Punkten und schloss mit 8.064,97 Punkten. Der damalige Höhepunkt des Börsenbooms war damit allerdings überschritten. Das Börsenfieber kühlte sich ab, der lange Abstieg begann.

Wenn wir so zurückschauen: Was verheißen die Börsenwetteraussichten für 2012? Zum einen haben wir die Pessimisten, die davon ausgehen, dass die Aktienmärkte in diesem Jahr noch erheblich von der ungelösten europäischen Schuldenkrise beeinflusst werden. Es gibt allerdings auch vermehrt optimistische Stimmen, die diesen Einfluss für überschätzt halten.

Ich schließe mich den Optimisten an. Die Fundamentaldaten der EU sind günstig bewertet und Deutschland nimmt hier eine Sonderstellung ein. So prognostiziert das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo für Deutschland eine stabile Konjunkturentwicklung.

Allerdings wird die Maxime „Kaufen & Liegen lassen“ kein Comeback erleben. Eine vernünftige Auswahl ist gefragt: Erfolg fußt zu 80 Prozent auf der Zusammenstellung des Portfolios und nur zu 20 Prozent auf geschicktem Timing und sonstigen Einflussfaktoren.

Wir befinden uns meines Erachtens gerade in einer Anlaufphase, ein neuer Höchststand des DAX ist in greifbarer Nähe. Da verhält es sich mit dem Dax schon fast wie mit der Mode: Alles kommt wieder.

Die große Tulpen-Spekulation

Christian Schmidt, Hedgefonds-Berater (ebs/BAI), ist Senior-Wertpapierspezialist und seit 2003 bei apano als Ansprechpartner für Finanzdienstleister tätig. Er hält regelmäßig Vorträge bei Anlegermessen und Fachveranstaltungen. Zuvor war er Geschäftsführungsassistent einer Dortmunder Steuerberatungskanzlei mit dem Schwerpunkt "Private Finance / Family Office" sowie Finanzplaner in einem Kölner Finanzdienstleistungsinstitut.

Allen, denen es bei dem Wort Finanzkrise beklommen zu Mute wird, sei gesagt: Es war schon einmal schlimmer. Heute vor 375 Jahren kam es zum ersten Börsencrash der Geschichte. Mit dem Ende der großen Tulpenmanie in den Niederlanden stoppte der Handel gänzlich, die Preise fielen um über 95 Prozent.

Wer Anfang 1637 in Amsterdam Blumen sprechen lassen wollte und eine seltene Tulpenzwiebel erwarb, musste dafür bald den Gegenwert einer Prunkvilla hinblättern. So hat eine Zierpflanze die erste Spekulationsblase in der Finanzgeschichte ausgelöst. Die Niederlande schrammten damals knapp an einer tiefen Rezession vorbei. Dank geschickter Gegenmaßnahmen manövrierten sie sich aber wieder aus der Krise.

375 Jahre später scheinen die Kriseninterventionen auf europäischer Ebene allerdings nicht so gut zu funktionieren.
Die Suche nach den richtigen Antworten und Heilmitteln der Euro-Krise verläuft zäh und schleppend. Europäische Polit-Querelen, Griechenland-Krise und Verhandlungsstarre bestimmen weiterhin das Geschehen. Hinzu kommen die Zweifel an der Reformkraft Portugals und Wackelkandidat Italien.

Das europäische Gefüge ist mittlerweile so instabil, dass Finanzexperten sich bereits für ein Ende der Euro-Zone wappnen. Um sich für den worst case zu rüsten, spielen sie bereits Extremszenarien durch, die von massiven Einbrüchen am Aktien- oder Ölmarkt bis zu einer Rally beim Goldpreis reichen. Aber auch das genaue Gegenteil schließen sie nicht aus.

Wie lange noch werden die Folgen eines möglichen Zusammenbruchs der Euro-Zone unkalkulierbar sein?

P.S.: Einer Legende nach wurden die letzten für Amsterdam bestimmten Tulpenzwiebeln schon auf See zu Omelette verarbeitet. Zur Nachahmung nicht empfohlen, die „teuren“ Zwiebeln waren total unbekömmlich.

Rückblick zum Börsentag Dresden

Christian Schmidt, Hedgefonds-Berater (ebs/BAI), ist Senior-Wertpapierspezialist und seit 2003 bei apano als Ansprechpartner für Finanzdienstleister tätig. Er hält regelmäßig Vorträge bei Anlegermessen und Fachveranstaltungen. Zuvor war er Geschäftsführungsassistent einer Dortmunder Steuerberatungskanzlei mit dem Schwerpunkt "Private Finance / Family Office" sowie Finanzplaner in einem Kölner Finanzdienstleistungsinstitut.

Für apano ist der Dresdner Börsentag eine gern wahrgenommene Veranstaltung zum Jahresauftakt. Erstmals bot der Börsentag Dresden nicht nur Privatanlegern komprimierte Informationen aus erster Hand, sondern mit dem DZB-Fachkongress auch Finanzdienstleistern die Möglichkeit zur Aus- und Weiterbildung.

Ich besuche die Börsentage seit Jahren, um mit Kunden und Branchenkollegen ins Gespräch zu kommen und weil mir lebenslanges Lernen sehr wichtig ist. Im Rahmen des Vortragstages kristallisierte sich heraus, dass Zertifikate nach wie vor mit Vorurteilen und Mythen behaftet sind. Aus meiner Sicht sind ein offener Dialog über Chancen und Risiken sowie objektvierende Aufklärungsarbeit nach wie vor dringend notwendig. Denn: Die Anlageklasse Zertifikate bietet meiner Meinung nach – richtig eingesetzt – gegenüber Direktanlagen viele Vorteile. Diese erschließen sich oftmals jedoch erst auf den zweiten Blick.

Generell herrschte auf dem Börsentag in Dresden die Stimmung, dass 2012 ein spannendes, aber auch wohl ein gutes Aktienjahr wird. Mehr und mehr wird deutlich, dass es sich im Kern eben nicht um eine Euro-Währungskrise, sondern um eine öffentliche Schuldenkrise und um die Krise einiger Banken handelt. Auch die apano-Anlagestrategien haben die Auswirkungen dieser Krise zeitweise beeinflusst. Hierzu hatten viele Anleger Fragen, die Beatrix Scherbaum und Markus Olgemann aus der apano-Geschäftsabwicklung bzw. Kundenbetreuung ebenso offen wie nachvollziehbar beantworten konnten. Wir drei finden, dass es ein Zeichen von guter und vertrauensvoller geschäftlicher Zusammenarbeit ist, dass wir bei solchen Veranstaltungen so viele gute alte Bekannte treffen. An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön für die langjährige apano-Treue der Börsentags-Besucher!

Wir Aussteller waren uns hinter den Kulissen einig, dass es an der Zeit für durchgreifende Reformen ist, damit es nicht zu einem Katastrophenszenario kommt. Allerdings ist hier weder „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren!“, noch eine Überregulierung in Richtung Planwirtschaft zielführend. Anderes Denken wird auch hier gefragt sein, und der Weg bis zum Ziel ist noch weit. Der Vortrag von Frau Susanne Schmidt „Wie geht es weiter mit Finanz-, Schulden- und Eurokrise: Was ist zu tun?“ war daher der gelungene Abschluss dieses Börsentages.

Mehr Mut zum Euro

Christian Schmidt, Hedgefonds-Berater (ebs/BAI), ist Senior-Wertpapierspezialist und seit 2003 bei apano als Ansprechpartner für Finanzdienstleister tätig. Er hält regelmäßig Vorträge bei Anlegermessen und Fachveranstaltungen. Zuvor war er Geschäftsführungsassistent einer Dortmunder Steuerberatungskanzlei mit dem Schwerpunkt "Private Finance / Family Office" sowie Finanzplaner in einem Kölner Finanzdienstleistungsinstitut.

„Der Euro fällt auf den tiefsten Stand seit 2010“ war heute auf Spiegel Online zu lesen.  Doch was bedeutet das konkret? Der Euro ist von seinem Tiefstkurs weit entfernt (http://bit.ly/yTg2rk). Auch der das Nachrichtenmagazin „Der Stern“ spricht ihn teilweise von der Anklage, ein T€uro zu sein, frei. Trotz dieser „10-Jahres-Erfolgsgeschichte“ reisen Politiker von einem Krisengipfel zum nächsten Gipfeltreffen, weil der Euro krankt.

Er krankt an Staaten, die zu viel Schulden machen. Er krankt an Finanzbehörden, die nicht in der Lage sind, Steuern einzutreiben. Er krankt an Politikern, die nicht willens sind, unbequeme Wahrheiten offen und deutlich auszusprechen. Er krankt an einem Mangel Transparenz und er krankt an halbherziger Herumdokterei an den Symptomen.

 Stabile Wechselkurse zeigen gefestigtes Vertrauen. Weder Euro noch Dollar verhalten sich in diesem Sinne stabil. Der sinkende Eurokurs zeigt, dass das Vertrauen in den Papiergeldfeuerlöscher schwindet. Ich finde, dass es aussichtslos ist, mit der Finanzmathematik Konsensgespräche führen zu wollen. Ebenso lösen sich die Probleme der Eurorandzonen nicht durch Abwarten und Aussitzen. Und der Markt ist auch nicht daran schuld, denn bei ihm handelt es sich um eine zutiefst demokratische Veranstaltung. Ganz freiwillig schließen hier Anbieter und Nachfrager miteinander Geschäfte ab.  

Es wird Zeit, dass dem Euro geholfen wird. Anderes Denken, Transparenz, Mut zur Zumutung, Begeisterung für die europäische Idee und ein scharfer Verstand. Das wären die Dinge, die es braucht, das Feuer unter dem europäischen Dach zu löschen.

Ansonsten wird genau das passieren, was Skeptiker und Kleingeister von Anfang an vorhergesagt haben…