In den letzten Tagen erlebten wir an den weltweiten Aktienmärkten die ersten Anzeichen einer Konsolidierung. Oder sind die jüngsten Kurseinbrüche bereits auf eine Überhitzung zurückzuführen?
Zwei Gründe haben jüngst zu fallenden Aktienkursen geführt. Zum einen die letzte Rede von Fed-Chef Ben Bernanke. Analysten solle darin Hinweise entdeckt haben, die auf ein baldiges Ende der geldpolitischen Lockerung hindeuten. Zum anderen lieferten Frühindikatoren wichtige Warnsignale dafür, dass die Konjunkturschwäche in China anhalten wird.
Die jüngste Rallye an den Aktienmärkten basierte hauptsächlich auf der Erwartung, dass die derzeit lockere Geldpolitik die Märkte durch zusätzliche Liquidität anfeuern wird. Gleichzeitig soll diese auch die Konjunktur ankurbeln. Wenn die Fed ihre Geldpolitik tatsächlich ändern sollte, ist eine Konsolidierung an den Aktienmärkten durchaus denkbar. Damit die Kurse trotzdem weiter ansteigen, müssten die Anleger in starken Unternehmensgewinnen oder einer deutlichen Konjunkturerholung neue positive Impulse suchen. Allerdings hat die zu Ende gehende Quartalsberichtsaison gezeigt, dass sich die Unternehmen in dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld schwer tun, Umsatzzuwächse zu generieren. Die teilweise positive Entwicklung bei den Unternehmensgewinnen hatten die Firmen zuletzt eher Kosteneinsparungen zu verdanken.
Gleichzeitig scheint auch die weltweite Konjunktur nicht gerade als ein großer Kurstreiber herhalten zu können. Während die Eurozone weiterhin in einer Rezession steckt, blieben die BIP-Wachstumszahlen für das erste Quartal sowohl in China als auch in den USA unter den Markterwartungen.
Es gibt dennoch durchaus gute Gründe dafür, dass sich die Aktienrallye fortsetzen könnte – auch ohne den Einfluss des billigen Geldes. So mangelt es z.B. an Alternativen. Die lockere Geldpolitik sowie die noch nicht überwundene Krise in vielen Ländern Europas machen quasi alle anderen Anlageklassen unattraktiv. Der jüngste Crash bei Edelmetallen und die anhaltende Schwäche der Rohstoffe verstärken diesen Eindruck.
Zinsprodukte sind derzeit nicht einmal in der Lage, die Inflationsrate auszugleichen, geschweige denn, eine anständige Rendite zu erzielen. Selbst wer ins Risiko geht, bekommt dies nicht entlohnt. Einjährige italienische Anleihen werfen nicht viel mehr als einen Prozent ab.
Ein weiterer Grund für die Fortsetzung der Aktienrallye liegt in der Bewertung der Aktien. Aktien können teuer aussehen und es gar nicht sein. Was ein Dividendenpapier wirklich wert ist, kann anhand einiger Kennzahlen ermittelt werden. Einer der wichtigsten ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Das liegt z.B. bei den Dax-Werten bei zwölf. Dies bedeutet, dass die Unternehmen mit dem zwölffachen Jahresgewinn bewertet werden. In der historischen Betrachtung gilt das als günstig. Kurz vor dem Platzen der Internet-Blase lag das Dax-KGV bei fast 30. Hinzu kommt, dass nur ein Drittel der Aktien, die im DAX gelistet sind, den Aufwärtstrend seit 2009 vollständig mitgemacht haben. Hier wäre dann zu hinterfragen, ob all diese Aktien bereits zu teuer sind. Die restlichen zwei Drittel aller DAX-Aktien besitzen damit ein mehr oder weniger großes Nachholpotenzial. Damit kann man den DAX als Ganzes sicherlich nicht als überhitzt bezeichnen. Er ist tatsächlich von einer Übertreibung noch weit entfernt. Diese Beobachtung lässt sich auch an anderen Börsenplätzen feststellen.
Allerdings wird die Diskussion um die Bewertung von Aktien schnell von den aktuellen Geschehnissen am den Märkten überholt, denn die Nervosität ist riesig. Der Anstieg der Kurse in den vergangenen Wochen verleitet zu Gewinnmitnahmen. Das Börse-Jumping dürfte uns daher noch ein wenig erhalten bleiben.