Seifenblasen sind rutschig

In den Nachrichten war heute Morgen zu lesen: „Die Party im Dax geht weiter!“ Diese Stimmung klingt nicht nur euphorisch, sie ist es auch. Hintergrund war die Entscheidung der US-Notenbank FED, die Käufe von US-Staatsanleihen und Hypothekenpapieren in Höhe von 85 Mrd. USD fortzusetzen. Wohlgemerkt  ̶  monatlich.

Zur Veranschaulichung: Das sind 85.000 Millionen USD! Oder das wären 1.000 USD jeden Monat für jeden deutschen Bürger! So werden die Zinsen künstlich niedrig gehalten und die Banken, aber vor allem die hochverschuldeten USA, mit billigem Geld versorgt.

Von Fundamentaldaten einmal abgesehen müsste jedem bewusst sein, dass eine künstliche Liquiditätsblase niemals nachhaltig sein kann! Sie ist nicht auf dem Fundament einer wachsenden Wertschöpfung durch Industrie und Handel aufgebaut, sondern einer hyperaktiven Notenpresse.

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist stabil. Auch die europäischen Wackelkandidaten erholen sich langsam und in den USA wurden sogar 2 Mio. neue Stellen seit der expansiven Geldpolitik aufgebaut. Die Anträge auf Baugenehmigungen sind in den USA schon wieder auf dem höchsten Stand seit 6 Jahren (!). Erinnern Sie sich noch, wie die Subprime-Krise entstanden ist? Genau: mit billigem Geld von der FED. Jeder sollte sich bewusst machen, dass hier versucht wird, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.

Deutlich größer ist die Bedrohung aber von der „neuen Lokomotive“ der Weltwirtschaft – China. Wie bei der Subprime-Krise in den USA, hat sich in China auch das Kreditwachstum völlig verselbstständigt. Das Problem: In China funktionieren Banken mit einer expliziten, ausdrücklichen Staatsgarantie! D.h. sie können sich darauf verlassen, im Krisenfall gerettet zu werden. Die meisten von ihnen sind sogar mehrheitlich in der Hand der Regierung. Um die Wirtschaft zu fördern, pumpt der Staat (analog USA 2003-2006) massiv Billigkredite an die Bevölkerung, marode Staatsunternehmen und Lokalregierungen. Der wirtschaftliche Sinn dieser Kredite spielt dabei keine Rolle mehr. Auch in der Privatwirtschaft hat sich diese laxe Kreditpolitik ausgebreitet. Zehntausende Kreditvermittler und dubiose Firmen verdienen an der Vermittlung solcher Kredite und heizen die Überschuldungsblase weiter an.

Laut der Ratingagentur Fitch ist die Gesamthöhe aller Darlehen in China bereits doppelt so groß, wie die reale Wirtschaftsleistung des Landes. Bis Ende 2012 schossen die Kredite chinesischer Banken in nur vier Jahren um 126,5 Prozent nach oben! Eine beängstigende Steigerung.

Dabei beruhigt es nicht, dass es in China üblich ist, Statistiken zu „schönen“. Was allerdings Christopher Balding von der Pekinger HSBC Universität durch seine Studie herausgefunden hat, trifft dies sicher nicht mehr. Nach seinen Untersuchungen wurde (unter anderem) die Inflationsrate des Wohnungsmarktes stark manipuliert. Offiziell stiegen die Häuserpreise in China um 8 Prozent seit dem Jahr 2000. Seine Untersuchungen der Daten „an der Quelle“ ergaben jedoch eine Steigerung von fast 300 Prozent(!).

Auf der Basis dieser Daten wird auch das Wirtschaftswachstum berechnet. Dieses ist damit um mindestens 8-12 Prozent zu hoch angegeben. Das entspricht einer „geschönten“ Wirtschaftsleistung von 1 Billionen Dollar! Das wären also 1.000.000 Millionen. Die Folgen einer solchen Statistikfälschung sind kaum abzusehen. Diverse Finanzprodukte, Ratings und Investitionsentscheidungen basieren auf den Daten der Statistikbehörde (NBSC).

Wenn dieser gigantischen Blase die Luft ausgeht, droht ein böses Erwachen. China ist einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands, Europas und der USA. Und anders als 2008 würde kein Rettungsschirm der Welt ausreichen, diesen Giganten aufzufangen. Wir wären dabei nur zum Zusehen verdammt.

Die Stimmung an den Märkten hingegen ist weiter hervorragend. „Die Party geht weiter“! Da wird fröhlich heiße Luft in den Markt geblasen und die Kurse steigen wie Seifenblasen in den Himmel. Wenn diese Seifenblase allerdings platzt, wird es verdammt rutschig auf dem Parkett. Und eine Party sollte man ja bekanntlich auch dann verlassen, wenn sie am Schönsten ist.

Der DAX wird 25 Jahre alt

Christian Schmidt, Hedgefonds-Berater (ebs/BAI), ist Senior-Wertpapierspezialist und seit 2003 bei apano als Ansprechpartner für Finanzdienstleister tätig. Er hält regelmäßig Vorträge bei Anlegermessen und Fachveranstaltungen. Zuvor war er Geschäftsführungsassistent einer Dortmunder Steuerberatungskanzlei mit dem Schwerpunkt "Private Finance / Family Office" sowie Finanzplaner in einem Kölner Finanzdienstleistungsinstitut.

Der DAX feiert heute seinen 25. Geburtstag. Wer mitfeiern und ernsthaft gratulieren möchte, der bringt als Eintrittskarte ein paar graue Haare mit und hat hoffentlich heute deutlich mehr Euros auf dem Konto als damals Deutsche Mark.

Als deutsches Leitbarometer bildet der DAX die Aktienkurse der 30 deutschen Blue-Chip-Werte ab. Um im bedeutendsten Index Deutschlands aufgenommen zu werden, muss ein Unternehmen zu den nach Börsenumsätzen und Marktkapitalisierung größten Firmen des Landes gehören. Für viele apano-Kunden ist der DAX ein Stück weit Heimatindex, eine Messlatte, bei der gilt: „Besser oder schlechter als der DAX“. In meinen Augen ist der DAX kein wirklich zuverlässiges Stimmungsbarometer, weil es hierzulande nicht „die Aktie“ gibt und weil Deutschland wirtschaftlich eine Sonderrolle in Europa spielt.

Welche Rolle spielte der DAX rückblickend eigentlich bei den vielen Marktturbulenzen? In den letzten 25 Jahren hat uns der DAX viele Höhen und Tiefen beschert, Achterbahnfahrten und Schweißperlen inklusive. Einige Stationen gefällig? So musste der DAX nach dem Platzen der Dotcom-Blase viel Prügel einstecken. Dem Run auf Aktien und dem damit einhergehenden Börsenboom gingen die Puste aus – ein langer Abstieg begann.

Die Terroranschläge von 9/11 ließen den DAX binnen weniger Tage auf den Schlusskurs von 3.809,67 Punkten schlittern. Von Erholung keine Spur: Nach einem Jahr stand der DAX bei nur 2.914,25 Zählern.

Die Insolvenz von Lehman Brothers und das Rumoren der Subprime-Krise weitete sich 2008 schließlich zu einer weltweiten Wirtschaftskrise aus: Der DAX stürzte ab und schloss am 23.02.2009 bei 3936,45 Punkten.

Und wie sieht das Kurskarussell im Jubiläumsjahr des DAX aus? Lautet die Devise dann auch „Kaufen, wenn die Kanonen donnern!“? Viele Finanzhäuser gehen laut einer Befragung von €uro für 2013 davon aus, dass der DAX zum Jahresende 2013 über dem bisherigen Allzeithoch aus dem Juli 2007 liegen wird.

Auch wenn der Mai für den DAX mit seinen 8.530,89 Zählern Gutes verhieß: Eine zuverlässige Prognose zum Jahresende gibt es mit Sicherheit nicht. Bis dahin heißt es weiterhin bitte anschnallen und tief durchatmen. Prost DAX!

Die Wertentwicklung des DAX 1988-2013

Quelle: boersenverlag.de

Chinas Notenbank entfacht Kursfeuerwerk

Martin Garske ist Prokurist und seit 2013 Fondsberater. Als Vertriebsdirektor betreute er zuvor seit 2002 institutionelle Kunden bei apano. Zuvor war er lange Zeit u.a. als Wertpapierberater/-betreuer bei der Dresdner Bank AG beschäftigt. Darüber hinaus arbeitete er bei der Dresdner S.A. Lux im Bereich International Private Banking und als Portfoliomanager und Vermögensverwalter.

Das ist gerade nochmal gut gegangen: Mitten im freien Fall der chinesischen Aktienmärkte verkündete die People’ s Bank of China am frühen Morgen des 25.06.2013, dass es keine Kreditklemme gäbe. Aus dem Stand schoss Hongkongs Aktienindex Hang Seng in die Höhe und drehte ein dreiprozentiges Verlaufsminus in ein Tagesplus. Was bedeutet die Aussage der People’s Bank of China? Ist sie ein bloßes Lippenbekenntnis?

Eine solch kräftige Gegenbewegung innerhalb eines Börsentages nennen Charttechniker Intraday Reversal. Dies ist ein sehr starkes Stimmungssignal, weil es oft das Ende einer hohen Ab- oder Aufwärtsbewegung einleitet. Als auch noch EZB-Präsident Mario Draghi vor die Mikrofone trat und seine altbekannten Sätze sprach, war die Euphorie endgültig dann auch in Europa angekommen.

Interessant, dass ganz besonders der DAX profitierte: Dieser hatte gestern genau auf der 200-Tage-Linie, einem ebenfalls sehr bedeutenden Chartsignal, geschlossen. Dieser Boden wirkte am 25.06. deshalb besonders unterstützend, weil auf solch wichtigen Niveaus stets professionelle Bottomfisher (Schnäppchenjäger) auf der Lauer liegen.

Ob damit nun der Boden der Korrektur erreicht ist, weiß ich nicht. Denn die Lippenbekenntnisse brachten in der Sache nichts Neues. Aber es zeigt, dass der Markt derzeit dankbar nach jedem Strohhalm greift. Wenn aber derartige verbale Banalitäten ausreichen, um ein kleines Kursfeuerwerk zu entfachen, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Börsen tatsächlich deutlich überverkauft waren.

Von daher ist vorerst eine weitere leichte Erholung der Kurse wahrscheinlich. Nachhaltige Glaubwürdigkeit erlangt diese positive Gegenbewegung dann, wenn sich auch der Markt für US-Staatsanleihen sehr schnell wieder kräftig erholt. Davon aber war bis zum gestrigen Nachmittag nur im Ansatz etwas zu sehen.

Die Weltkonjunktur stottert

Martin Garske ist Prokurist und seit 2013 Fondsberater. Als Vertriebsdirektor betreute er zuvor seit 2002 institutionelle Kunden bei apano. Zuvor war er lange Zeit u.a. als Wertpapierberater/-betreuer bei der Dresdner Bank AG beschäftigt. Darüber hinaus arbeitete er bei der Dresdner S.A. Lux im Bereich International Private Banking und als Portfoliomanager und Vermögensverwalter.

Die im bisherigen Jahresverlauf 2013 angehäuften Preisrückgänge bei den Industriemetallen sind enorm. Sie werden nur noch übertroffen von den Aktienindizes der aufstrebenden Volkswirtschaften, der sogenannten Emerging Markets. Beide Kurskurven zeigen mehr als deutlich: Die Weltkonjunktur stottert und es ist keine schnelle Besserung in Sicht!

An einigen Aktienmärkten der großen Industrienationen hingegen wurden vor gerade einmal 3 Wochen neue historische Höchstmarken erreicht. Die Ursachen dafür waren jedoch nicht etwa überbordender Konjunkturoptimismus, sondern vielmehr die Perspektivlosigkeit anderer, konkurrierender Anlagemöglichkeiten.

Seit Mitte Mai schossen die Renditen für erstklassige Schuldner – zu denen z.B. die USA oder die Bundesrepublik Deutschland gehören – in die Höhe. Das trieb zeitgleich die Renditen der schlechteren Schuldner hoch und löste Befürchtungen aus über eine erneute Zuspitzung der Schuldenkrise. Hintergrund war, dass die amerikanische Notenbank vage ein Ende ihrer ultralockeren Geldsteuerung in mittelfristige Aussicht stellte. Die Panikreaktion darauf legt den Schluss nahe, dass die Märkte sich in einem fragilen Gleichgewicht befinden. Die Messwerte für Nervosität haben ihre Mehrjahrestiefs vom 1./2. Quartal 2013 inzwischen durchlaufen und stehen aktuell auf Jahreshöchststand. Kommt die Krise zurück?

Das Problem ist, dass die Renditen der Top-Schuldner seit einem Jahr schleichend aber kontinuierlich anziehen. Renditen steigen, indem die Kurse der unterliegenden Anleihen fallen. So hat sich aus dieser Tendenz, die im Sommer 2012 begann, ein fallender Trendkanal gebildet. Dieser wurde jetzt Mitte Mai bis Anfang Juni rasend schnell von seiner oberen bis zur unteren Begrenzungslinie durchlaufen. Wäre er nach unten durchschlagen worden, wären weitaus größere Verwerfungen an den Börsen eingetreten als das, was in den letzten Tagen passiert ist.

Die gute Nachricht: Mit dem vorgestrigen Aufschlagen auf der unteren Schwelle dieses Trendkanals haben spontan Rückkäufe eingesetzt. Vielleicht haben wir ja zumindest vorerst nochmal Glück gehabt. Wenn sich die Top-Rentenmärkte beruhigen, kann auch schnell wieder Kauflaune an den etablierten Aktienmärkten zurückkehren. Er bleibt in realistischer Reichweite, der neuerliche Test der Allzeithochs im Dow und DAX.

Noch wahrscheinlicher erscheint mir jedoch, dass wir nun in ein Szenario ausgeprägter Seitwärtsbewegung eingetreten sind. Sollte diese Vermutung stimmen, entstehen daraus ideale Bedingungen für marktneutrale Fonds, hingegen wenig attraktive für klassische Aktienfonds. Ein Anleger sollte beide Möglichkeiten in Betracht ziehen.

Sparkurs bei deutschen Unternehmen

Markus Sievers ist geschäftsführender Gesellschafter bei der apano GmbH, die er zusammen mit Kathrin Schaper-Nordhues und Detlev Reichert gründete. Seine Schwerpunkte liegen auf PR, Marketing und Vertrieb. Er studierte nach einer kaufmännischen Ausbildung Betriebswirtschaft. Mehrere Jahre war er in führenden Positionen in der Fonds- und Finanzbranche tätig. Markus Sievers ist Autor verschiedener Fachbücher. Als Experte für Alternative Investments und Managed Futures tritt er regelmäßig in Print, Fernsehen und Hörfunk in Erscheinung. Er ist zudem Referent im Rahmen verschiedener Fachveranstaltungen.

Die Sorge um die Bilanzen veranlasst viele deutsche Unternehmen derzeit zum Sparen. Der Boom vieler asiatischer Länder könnte exportorientierten Unternehmen kurzfristig mehr zusetzen als Ausläufer der europäischen Schuldenkrise.

Metro, Bosch oder Thyssen – die Zeichen vieler deutscher Unternehmen stehen derzeit auf Sparen. Viel ist in den Medien zu lesen von Stellenabbau und Kosteneffizienz. So gibt es deutliche Verlierer im ESX und DAX über die letzten Wochen. Dazu zählen der Bankensektor, der mit außerplanmäßigen Abschreibungen die Börse schockiert hat, oder aber Versorger. Demgegenüber gibt es auch gute Nachrichten aus der Bilanzsaison: So boomen die Automobil- und Baustoffwerte – allerdings kaum in Europa, sondern vor allem in den USA und in Asien. Zukünftige Wachstumshoffnungen vieler Exportunternehmen kommen vor allem aus dem asiatischen Raum.

Als einen der Gewinner dieser Region sehe ich Japan. Die starken Exportwerte Japans allerdings trüben hierzulande die Aussichten exportstarker Unternehmen. Die japanische Notenbank verfolgt derzeit eine lockere Geldpolitik, um der starken Deflation des Staates entgegenzuwirken. Eine Konsequenz daraus ist die Abwertung des Yen. Der schwächere Yen stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und kurbelt den Export Japans an. Sinnvoll ist es, diese Entwicklung im Auge zu behalten.

Viele Ängste hinsichtlich der europäischen Exportaussichten werden derzeit zudem mit Blick auf den starken Euro geschürt. Aus meiner Sicht zu unrecht. Richtig ist zwar, dass der Euro im Vergleich zum Dollar in den vergangenen Wochen zugelegt hat. Im Zuge einer zurückkommenden Europaangst hat dieser allerdings bereits an Wert wieder eingebüßt.

Die Sorgen, dass die Euroschuldenkrise wieder aufflammen könnte, teile ich nicht. Aus meiner Sicht liegt deren heiße Phase hinter uns. Daran ändert auch ein möglicher Sieg Silvio Berlusconis bei den anstehenden Wahlen in Italien nichts. Dessen Spielraum, angestoßene Reformen wieder auszubremsen, sehe ich als sehr gering an. Insbesondere Italien und Spanien haben, wie in meinem letzten Blogbeitrag bereits ausgeführt, gute Fortschritte bei der Umsetzung von Strukturreformen erzielt. Zudem gehe ich davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre bisherige Linie weiterverfolgen und alles daran setzen wird, dass die europäische Schuldenkrise nicht wieder aufflammt.

Aktien weiterhin alternativlos

Christian Schmidt, Hedgefonds-Berater (ebs/BAI), ist Senior-Wertpapierspezialist und seit 2003 bei apano als Ansprechpartner für Finanzdienstleister tätig. Er hält regelmäßig Vorträge bei Anlegermessen und Fachveranstaltungen. Zuvor war er Geschäftsführungsassistent einer Dortmunder Steuerberatungskanzlei mit dem Schwerpunkt "Private Finance / Family Office" sowie Finanzplaner in einem Kölner Finanzdienstleistungsinstitut.

Das Who is Who der deutschen Finanzdienstleistungsbranche traf sich vom 30.-31.01.2013 auf dem Mannheimer Fondskongress. Alternativlos lautete das Schlüsselwort des diesjährigen Branchentreffs für Investmentprofis. Ob Aktien als Geldanlage, Beraterhaftung oder eine akribische Gesprächsdokumentation – alternativlos lautete das Credo.

Das Stimmungsbarometer auf dem Kongress verzeichnete keine großen Ausschläge. Statt Euphorie herrschte eine verhaltene Rückkehr zur Realität.

Welche Anlagetrends werden sich dieses Jahr herauskristallisieren? Aktien bleiben in meinen Augen auch weiterhin alternativlose Sachwerte. Doch wird dieses Jahr wirklich alles anders? Ich gehe davon aus, dass sich einige Anleger nichtsdestotrotz auch in 2013 wieder eine dicke Nase holen werden. Andere hingegen werden am Ende des Jahres mit ihren getroffenen Anlageentscheidungen ziemlich zufrieden sein.

Fazit ist: Es gibt sie einfach nicht, die absolut richtige Aktie oder den absolut richtigen Fonds. Und um den blinden Run auf deutsche Aktien zu starten, ist es nun zu spät. Ich hatte beim Mannheimer Fondskongress den Eindruck, dass sich Anleger nach all den Marktturbulenzen eher eine Fahrt in ruhigeren Gewässern wünschen. Da passte dann auch der gut besuchte Vortrag von apano-Geschäftsführer Markus Sievers ins Bild, der über „Stürmische Zeiten“ referierte.

Das Jahr ist noch jung. Wir wissen nicht, was kommt, aber wir tun gut daran, auf unterschiedliche Lagen vorbereitet zu sein. Am besten hilft Diversifikation.

In welche Werte investieren?

Martin Garske ist Prokurist und seit 2013 Fondsberater. Als Vertriebsdirektor betreute er zuvor seit 2002 institutionelle Kunden bei apano. Zuvor war er lange Zeit u.a. als Wertpapierberater/-betreuer bei der Dresdner Bank AG beschäftigt. Darüber hinaus arbeitete er bei der Dresdner S.A. Lux im Bereich International Private Banking und als Portfoliomanager und Vermögensverwalter.

Was kaum jemand erwartet hat: das Jahr 2012 wurde zum goldenen Börsen-Jahrgang. Wie sollte sich der Anleger jetzt verhalten? Mit welcher Strategie kann das Aktienjahr 2013 angegangen werden? Die Chance liegt in ausgewählten Nachzüglern, welche die Börsenhausse 2012 verpasst haben.

Aus fundamentaler Sicht glaube ich, dass 2013 weniger spektakulär verlaufen wird als 2012. Die EZB sowie die europäischen Politiker haben unter Beweis gestellt, dass sie vor keinem Mittel zurückschrecken werden, um Griechenland – und damit auch alle anderen Euro-Staaten – in der Währungzone zu halten. In den wichtigen Staaten China und Japan sind neue Machthaber im Amt, die in erster Linie auf Wachstum bedacht sind.

In den USA ist ohnehin „nur“ das Thema Verschuldung relevant, da Binnenkonjunktur wie auch Export einigermaßen stabil laufen. Insgesamt herrscht eine Mainstream-Meinung vor, dass die Weltkonjunktur im ersten Halbjahr noch relativ schleppend sein wird, dann aber „hinten raus“ beschleunigt.

Nachdem etliche Werte aus dem DAX inzwischen auf Allzeithochs stehen und/oder in 2012 teilweise über 40 Prozent an Wert gewonnen haben, stellt sich die Frage, in welche Werte heute noch investiert werden kann, ohne dem Markt hinterher zu laufen. Mein Vorschlag lautet, auf ausgewählte Unterperformer des Jahres 2012 zu setzen und diese dann via Discount mit einem Sicherheitsabschlag zu erwerben.

In Deutschland kann das z.B. eine Commerzbank sein. Der deutsche Bankensektor hinkte 2012 der Kurserholung internationaler Banken weit hinterher. In der Branche hat sich das Umfeld gebessert: Große Abschreibungen auf Staatsanleihen sind abgehakt – und könnten bei einer Erholung nun zu Buchgewinnen führen. Hinzu kommt die Aufweichung von Basel III.

Daimler läuft gerade in ein interessantes Kursdreieck hinein, an dessen Ende ich einen Ausbruch nach oben vermute. Denn hier ist im Vergleich zu BMW und VW in 2012 wenig im Kurs passiert. Infineon hat 2012 ebenfalls verpasst, genauso wie die Dt. Telekom. Auf Ebene des Euro Stoxx 50 gefallen mir aus Frankreich Carrefour (Einzelhandel) und Compagnie de St Gobain (Bau). Beide notieren immer noch mehr als 50 Prozent unter ihren Tops von 2007. Auch Nokia ist interessant: Die neuen Smartphones bekamen gute Kritiken und die Firma verfügt über zahllose wertvolle Patente. Wer sich im Bereich Goldminen umschaut, findet mit Newmont Mining und Barrick Gold zwei Werte, die in 2012 regelrecht verprügelt wurden.

Zu beachten ist bei all diesen Werten, dass hausgemachte Probleme 2012 die Kurse bremsten oder sogar drückten. Alle diese Unternehmen haben ihre Einzelschicksale und waren nicht ohne Grund Unterperformer. Bis auf die beiden Franzosen sind alle oben erwähnten Papiere fulminant in das neue Jahr gestartet und erscheinen mir deshalb kurzfristig etwas überhitzt. Wer das direkte Engagement zu den aktuellen Kursen scheut, kann diese Aktien indirekt, nämlich in Form von Discountzertifikaten, erwerben und mit beruhigendem Sicherheitsabschlag in sein Depot legen. Das begrenzt zwar das Gewinnpotenzial ganz erheblich, wer sich aber mit einer realistischen 5 bis 7 Prozent Renditechance aufs Jahr gerechnet zufrieden gibt, kann zu dieser nervenschonenden Alternative greifen. Es ist zu beachten, dass die Dividendensaison in Kürze startet. Wer Discounter kauft, bekommt keine Ausschüttung. Das ist bei der Auswahl und der Festlegung des Basispreises zu beachten.

Insgesamt gilt es weiterhin, nicht übermütig zu werden: Die Notenbanken sehen das Treiben an den Börsen derzeit nämlich mit höchst gemischten Gefühlen. Mit billigem Geld wird rund um den Globus der Vorhof der Realwirtschaft – also die Börsen – geflutet. Das bläht das geschaffene Geldvolumen noch weiter auf und vergrößert damit die Inflationsgefahr. Darüber hinaus ist das Thema „Fiscal Cliff“ zwar vorerst vom Tisch, aber keine Lösung erarbeitet. In Europa wollen die Staaten allmählich dazu übergehen, Verschuldung abzubauen. Für die Konjunktur und die Unternehmensaufträge wirkt das dämpfend.

Technisch sehen die wichtigsten Aktienmärkte zwar momentan stabil aus, jedoch gibt es auch schon hier und da Übertreibungserscheinungen. Besonders ausgeprägt sind diese beim japanischen Nikkei 225, der in zwei Monaten ohne Verschnaufpause fast ein Viertel an Wert gewonnen hat.

Ganz sicher erleben wir auch 2013 wieder ausgeprägte Korrekturphasen. Aber ich glaube, dass wir eine tendenziell freundliche Börsenlandschaft sehen werden. Deshalb habe ich die hier vorgestellte Strategie in meinem privaten Depot schon teilweise umgesetzt und werde sie nun sukzessive ausbauen. Als begrenzt risikofreudiger Investor ist diese Vorgehensweise für mein Profil geeignet. Ziel ist, damit sicher und trotzdem rentierlich zumindest schon mal durch das 1. Quartal 2013 zu kommen. Dann wird Anker geworfen und neu disponiert.

Investieren nach der Draghi-Euphorie

Martin Garske ist Prokurist und seit 2013 Fondsberater. Als Vertriebsdirektor betreute er zuvor seit 2002 institutionelle Kunden bei apano. Zuvor war er lange Zeit u.a. als Wertpapierberater/-betreuer bei der Dresdner Bank AG beschäftigt. Darüber hinaus arbeitete er bei der Dresdner S.A. Lux im Bereich International Private Banking und als Portfoliomanager und Vermögensverwalter.

Europas Aktienmärkte wurden seit Ende Juni regelmäßig von verbalen Drogen verwöhnt. Kaum lässt deren Wirkung jetzt ein wenig nach, macht sich an den Börsen wieder Lethargie und Unsicherheit breit.

Der Mangel an solchen Stimulanzien führte dazu, dass zuletzt den fundamentalen Daten des Ist-Zustandes wieder mehr Bedeutung beigemessen wurde. Aus dieser Ecke kommt wenig, was zu Euphorie Anlass gibt. Und das gilt rund um den Globus. Einzig und allein die USA zeigen Anzeichen einer Stabilisierung. Im Rest der Welt scheint sich eher eine weitere Abkühlung anzubahnen.

Zudem setzt sich das Tauziehen um die richtige Geschwindigkeit der Sparmaßnahmen zur Bändigung der europäischen Schuldenkrise fort. Es werden offen Prolongationen und/oder Erleichterungen verlangt, was wieder mal einen Eingriff in getroffene Abmachungen bedeuten würde. Andererseits sind wir inzwischen in der Transferunion angekommen, Draghi und seine Mannen haben Rubikon und „point of no return“ überschritten. Das ist die vielleicht wichtigste Message aus dem Monat September. Als Beispiel hierfür werden wir beim EU-Gipfel am 18./19. Oktober erleben, wie Griechenland die nächste Tranche bewilligt bekommt, obwohl es hinten und vorne die „eigentlich“ dazu erforderlichen Vorgaben nicht erfüllt. Und wer bislang noch zweifelte, kann sich sicher sein, dass der Besuch von Frau Merkel in Griechenland schon fast so viel bedeutete wie die Unterschriftsleistung unter die neuen Hilfspakete.

Auf den ersten Blick tun sich genug Faktoren auf, die für schwächere Börsen sprechen. Aber wer die Märkte halbwegs verfolgt, weiß, dass dort immer viel komplexer gedacht wird. So ist die globale Beinahe-Rezession eine fantastische Entschuldigung für vergangene und sicher auch noch zukünftige massive Notenbankmaßnahmen rund um den Globus. Es ist viel einfacher, die Märkte bei globaler Stagnation mit billigem Geld zu fluten, um den wankenden Nationen zu helfen, als wenn die Weltwirtschaft auf Boomkurs wäre. Dann hätten wir das Problem hoher Nachfrage, was in Kombination mit der Geldflutung einen heftigen Inflationsschub mit sich bringen würde. Zudem hält die schwache Weltwirtschaft die Zinsen der Top-Bonitäten-Nationen (USA, D, J, F, GB, CH, Can, AUS) auf äußerst niedrigem Niveau. Dadurch wird verhindert, dass die Renditen für konkurrierende Nicht-Prime-Bonitäten nach oben durch die Decke gehen. Wäre Deutschland bei 5 Prozent, wäre Italien zweistellig.

Aktien sind allein schon aus Mangel an vernünftigen Alternativen eine Überlegung wert. Risikolos und sogar risikoarm angelegtes Kapital bringt unter Berücksichtigung der Geldentwertung Negativrendite. Nur wer Risiko eingeht, kann netto derzeit Geld verdienen. Diese Erkenntnis ist nicht neu, wird aber mit zunehmender Stabilisierung der Börsen nach den Schocks von 2008 und 2011 auf mehr und mehr Akzeptanz in der Öffentlichkeit stoßen. Das gilt besonders jetzt, da zwei wichtige Wettbewerber der Aktie – nämlich Staatsanleihen außerhalb des Euroraumes und Unternehmensanleihen – relativ an Attraktivität verlieren. Etliche Anlagen außerhalb des Euros haben in der jüngsten Euro-Stabilisierung mehr verloren als der auf dem Papier stehende rechnerische Renditevorsprung eines Jahres beträgt. Das dürfte den Risikoappetit auf Ex-EUR-Anlagen etwas verdorben haben. Unternehmensanleihen hingegen werden immer teurer, zumindest gilt das für die Top-Bonitäten, beispielsweise die Schuldner aus dem DAX. Ein Blick auf den für diese Firmen relevanten Index, den RDAX (WKN A0C375), genügt: dieses Thema ist unter Renditeaspekten abzuhaken. Herzlichen Glückwunsch für den, der früh genug dabei war, aber wer heute erst einsteigt, kauft ertragloses Risiko.

Während die meisten konjunkturellen Daten auf eine Baisse hindeuten, sagen die oben erwähnten Argumente das Gegenteil. Der abschließende Blick auf die technische Seite gibt eine klare Empfehlung: der DAX testete am gestrigen Donnerstag erfolgreich mit 7200 den Kurzfristtrend, den sogenannten 38-Tage-Durchschnitt. Mit dem Rückgang auf diese Trendlinie hat der deutsche Leitindex die heiße Phase der Übertreibung der Draghi-Hausse abgeschlossen. Zum ersten Mal seit dem 6. September, als die EZB umfangreiche Anleihekäufe für notleidende Staaten in Aussicht stellte und damit die jüngste Euphorie-Rakete zündete, kann deshalb allmählich wieder über Käufe von deutschen Top-Aktien nachgedacht werden. Dies gilt besonders, da die nächsten 5 Prozent nach unten – bei 6850 liegt der 90-Tage-Mitelfristtrend – gut abgepolstert sind mit zahlreichen technischen Unterstützungen.

Es ist wenig wahrscheinlich, dass der DAX einfach so durch alle Barrieren durchrutscht. Sollte der DAX am Montag über 7200 starten, wäre das ein Beweis hoher technischer Stärke und würde unmittelbare Käufe rechtfertigen. Sollte er diese erste Barriere doch durchbrechen, dann werde ich mich auf die Lauer legen und spätestens bei einem Rücksetzer auf 6900 kaufen. Jedoch kein Kauf ohne Sicherheitsnetz: bei 6700 sitzt derzeit die Reißleine für meine aktuellen DAX-Bestände.

Die Ruhe vor dem Sturm?

Martin Garske ist Prokurist und seit 2013 Fondsberater. Als Vertriebsdirektor betreute er zuvor seit 2002 institutionelle Kunden bei apano. Zuvor war er lange Zeit u.a. als Wertpapierberater/-betreuer bei der Dresdner Bank AG beschäftigt. Darüber hinaus arbeitete er bei der Dresdner S.A. Lux im Bereich International Private Banking und als Portfoliomanager und Vermögensverwalter.

Seit gestern weht eine frische Brise durch die Börsensäle. Damit hat eine fast 2-wöchige Flaute ihr vorläufiges Ende gefunden. Was waren die Ursachen dieser fast unheimlichen Stille und wie geht es nun beim Stand von 7000 Punkten im DAX weiter?

Tagelang das gleiche Bild: Jeder Versuch der Börsen, nach oben oder unten auszubrechen, war am Ende der Börsensitzung wieder eliminiert. Was steckte hinter dieser Phlegmatik?

Die Marktteilnehmer hatten sich Ende Juni auf den Sommer vorpositioniert. In den letzten 4 Jahren erlebten Aktionäre im 3. Quartal zweimal äußerst unangenehme Zeiten, die den Spaß an abendlichen Grillparties gründlich verdarben. Sowohl 2008 als auch 2011 entstanden aus fast heiterem Himmel heftige Sommergewitter, die z.B. den DAX-Anleger dann am Ende des Quartals mit -10 bzw. -25 Prozent haben im Regen stehen lassen. So war es nicht verwunderlich, dass viele Privatanleger und Fondsmanager sich 2012 mit geringer Aktiengewichtung auf den Weg in Richtung Sommerferien machen wollten.

Dann kam Ende Juni der Paukenschlag vom EU-Gipfel mit der Absichtserklärung, dass der Euro-Rettungsfonds ESM zukünftig direkt Kapitalhilfen an geschwächte Banken zahlen darf. Drei Wochen später legte EZB-Chef Mario Draghi noch eine Schippe drauf: Die EZB werde alles innerhalb ihres Mandats tun, was zum Erhalt des Euro nötig sei. Dieser Doppelschlag wurde von den Anlegern als wichtiger Schritt gedeutet, um die Kapitalmärkte zu beruhigen. Denn die dringlichste Anlegersorge war, wie die Baisse-Spekulation gegen südeuropäische Staatsanleihen aufgehalten werden kann.

So kam es von Anfang Juli bis Anfang August zu einer Eindeckungs-Rallye an den Börsen. Viele Anleger und Fondsmanager erhöhten ihre „Risk on“- Positionen. Zudem reduzierten viele negativ eingestellte Marktteilnehmer ihre Baisse-Positionen, nahmen also Eindeckungskäufe vor. Dieser Prozess führte die wichtigsten Märkte in Europa und Amerika innerhalb kürzester Zeit bis an markante technische Widerstandslinien heran.

Genau das ist das Problem. Börsen sind Antizipationsmechanismen, die unglaublich schnell Anpassungen vornehmen. Die oben angesprochenen Nachrichten sind eingepreist und es bedarf neuer Stimulationen. Ohne diese reicht die Kraft nicht, um solche wichtigen Widerstände, an denen wir jetzt angelangt sind, einfach zu überspringen. So stehen die beiden wichtigsten Aktienindizes weltweit, Dow Jones und S&P 500, auf den Jahreshochs vom Frühjahr und zugleich auch exakt auf den Levels, die den Untergrenzen der Konsolidierungsbänder rund um die Allzeithöchststände von 2007 entsprechen. Psychologisch übertragen bedeutet das: Ab hier beginnt die Euphoriephase.

Wie zu beobachten ist, hängen fast alle Börsen – der DAX nicht ausgenommen – stark an der Kursentwicklung der US-Aktien. Die Frage, wie es weiter geht mit dem DAX, lässt sich also über den Umweg beantworten, ob es gerechtfertigt ist, dass die amerikanischen Aktien inmitten von Staatschuldenkrise und anämischen globalen Wachstumsraten nur noch 6 Prozent unter ihren Allzeithöchstständen von 2007 notieren. Gründe, diese Frage zu bejahen, gibt es: Die meisten Unternehmen verdienen heute viel mehr als 2007, so dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis heute deutlich günstiger ist. Die Gewinnrendite auf Aktien sieht besonders im Vergleich zur Anleiherendite äußerst attraktiv aus. Sie berechnet sich aus dem Kehrwert des Kurs-Gewinn-Verhältnisses.

Wenn wir also z.B. beim DAX davon ausgehen, dass die Kurse derzeit ungefähr im Durchschnitt dem 13-fachen Jahresgewinn entsprechen, so bekommen wir eine Gewinnrendite von 100 Prozent :13 = 7,69 Prozent. Verglichen mit den 1,5 Prozent, die eine 10-jährige Bundesanleihe derzeit an Rendite bringt, kommt ein Ergebnis zustande, das historisch fast einmalig ist: Die Gewinnrendite bei Aktien liegt fünfmal so hoch. Dies liegt natürlich nicht nur an den sprudelnden Gewinnen der Unternehmen, sondern auch an den extrem niedrigen Zinssätzen für Top-Anleihen. Genau dieses Phänomen ist in den USA auch zu beobachten, so dass aus dieser Betrachtung heraus Aktien keineswegs überteuert und euphorisch bewertet sind.

Also nichts wie rein in den Markt? Ja, aber! Denn es gibt auch Risiken. Der Liquiditätsfalle insbesondere der südeuropäischen Staaten soll zumindest indirekt mit dem Drucken neuen Geldes begegnet, der Teufel also mit Beelzebub bekämpft werden. Eine wirklich ernst genommene Rückführung von Staatsschulden würde die globale wirtschaftliche Aktivität lähmen und somit auf die zukünftigen Gewinne der Unternehmen drücken. Nicht zu vergessen: Die Börse handelt Zukunft, nicht Vergangenheit!

Weitere Risiken sind: Wir sehen derzeit Gewinnmitnahmen bei Anleihen der Top-Bonitäten. Der Bund-Future hat technisch gesehen eine doppelte Spitze (Doppeltop) gebildet, ein gefährliches Warnsignal! Solange die Gewinnmitnahmen begrenzt bleiben und die Erlöse zudem in Aktien „gedreht“ werden, ist das nicht schlimm. Sollten diese Wolken am Horizont des Rentenmarktes sich aber zu einem schweren Gewitter entwickeln, dann werden viele Marktteilnehmer dies als Ausdruck eines beginnenden Vertrauensbruches in die Schuldnersolidität werten. Zudem würde der dadurch bedingte rasche Renditeanstieg die oben dargestellte hohe Attraktivität von Aktien versus Anleihen schnell schrumpfen lassen.

Am 12. September verkündet das Bundesverfassungsgericht sein Urteil über den ESM und Fiskalpakt – was, wenn es zum Ergebnis kommt, dass ein Verstoß gegen die deutsche Verfassung vorliegt? Zudem verdichten sich in Israel Gerüchte über einen unmittelbar bevorstehenden Militärschlag gegen die im Bau befindlichen iranischen Atomanlagen.

Mein Fazit: Obwohl Aktien auf dem derzeitigen Niveau billig sind, erwarte ich keinen großen Schub nach oben. Glaubhaft wird der Aufbruch in neue Höhen nur, wenn er von hohen Umsätzen begleitet wird, ausgelöst durch eine Serie von handfesten, positiv interpretierten Impulsen.

Die hier aufgeführten Gefahren sollten nicht unterschätzt werden. Anleger sollten diese Risiken mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 10 bis 20 Prozent einkalkulieren. Vorsichtige Akteure warten also entspannt zumindest auf den 12. September und genießen bis dahin den endlich auch in Deutschland angekommenen Hochsommer. Für ungeduldigere Charaktere gilt: Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Amerikaner ihre Indizes Dow und S&P zum Jahresende auf neue Allzeithochs hieven werden, so dass ich für den DAX auf Jahresendsicht eher von 7500 als von 6500 Punkten ausgehe. Jedoch ist das zu 50 Prozent Bauchgefühl. Sich darauf zu verlassen, wäre leichtsinnig.

Also werde ich meine positive Grundausrichtung absichern und zu diesem Zweck nüchtern handelnde Maschinen in mein Portfolio einbauen: Managed Futures. Denn noch ist nicht abzusehen, ob die gestern aufgekommene frische Brise Vorbote eines neuen Hochs ist und wir weiter feiern können oder ob wir uns antizyklisch an das Sprichwort halten sollten, die Party genau dann zu verlassen, wenn sie am schönsten ist.

Verkorkstes Szenario für Aktienmärkte

Markus Sievers ist geschäftsführender Gesellschafter bei der apano GmbH, die er zusammen mit Kathrin Schaper-Nordhues und Detlev Reichert gründete. Seine Schwerpunkte liegen auf PR, Marketing und Vertrieb. Er studierte nach einer kaufmännischen Ausbildung Betriebswirtschaft. Mehrere Jahre war er in führenden Positionen in der Fonds- und Finanzbranche tätig. Markus Sievers ist Autor verschiedener Fachbücher. Als Experte für Alternative Investments und Managed Futures tritt er regelmäßig in Print, Fernsehen und Hörfunk in Erscheinung. Er ist zudem Referent im Rahmen verschiedener Fachveranstaltungen.

Hinsichtlich der Entwicklung der Aktienmärkte bin ich zurzeit sehr skeptisch und deutlich negativer eingestellt, als noch vor einiger Zeit. Nicht nur Griechenland, wo bis zu den Neuwahlen noch ein wenig Hoffnung aufkeimen mag, auch die spanische Bankenkrise steht im Fokus der Nachrichten.

Wenn Griechenland aus der EU austritt, werden sich die Kosten auf geschätzte 500 Mrd. USD belaufen. Diese Kosten sind eine Kombination aus Staatsschulden, die noch abgeschrieben werden müssen, sowie Privat- und Unternehmensschulden. Nicht zu vergessen ist der Saldo seitens der EZB und der einzelnen Notenbanken.

Neben Griechenland ist die spanische Bankenkrise das Tagesthema. Und ich glaube, wir werden noch Zahlen aus den Emerging Markets, wie China und Indien, erleben, die zeigen werden, dass das Wachstum noch geringer sein wird, als wir derzeit denken. Wenn diese globalen Wachstumssorgen auf die europäische Schuldenkrise treffen, halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass die Aktienkurse im Sommer wahrscheinlich deutlich nachgeben werden.

Auf was für ein Szenario steuern wir momentan zu? Zu Spanien ist zu sagen, dass die Zahlen erst einmal auf den Tisch müssen. Wir kalkulieren hier mit 19 Mrd. Euro bei der Großbank Bankia, mit 40-50 Mrd. Euro für alle zusammen – ich glaube das reicht nicht, weil wir bisher gesehen haben, dass während der Immobilienkrise die Preise um rund 20 Prozent gefallen sind.

Wenn wir da Parallelen zu Amerika ziehen, und eigentlich ist die spanische Immobilienkrise noch stärker als die amerikanische, müsste noch einmal mit einem Rückgang von 20-30 Prozent zu rechnen sein. Die Zahlen müssten bei 100 Mrd. Euro liegen oder mehr und das muss letztendlich wieder irgendwie bezahlt werden. Nur wie? Da wird die EZB wahrscheinlich wieder Käufe tätigen müssen, um diese Summen aufzubringen. Das wird meiner Ansicht nach das Szenario sein, ein verkorkstes Szenario, wenn wir da ganz ehrlich sind.

Ein Rauskommen scheint nur möglich, wenn die EZB Staatsanleihen aufkauft und dann abschreibt, denn das langfristige Rückzahlungsszenario für Staatsanleihen sieht nicht gut aus. Die Staaten müssen sparen, die Zinsen steigen, und eigentlich müsste es umgekehrt sein, damit der Spielraum der Staaten größer wird und das wird er nicht. Es ist aktuell kein gutes Umfeld für die Aktienmärkte.

Was mache ich da als Anleger? Ich würde weiterhin die Märkte beobachten, denn technisch gesehen ist der Markt gerade auch durch die Stärke der USA noch in Ordnung. Ich würde mal sagen beim S&P 500 ist bei einer Unterschreitung von 1.250 Punkten ein hohes Gefahrensignal und dasselbe beim DAX ungefähr bei 6.250 Punkten. Da würde ich meine Risikopositionen abbauen und mich darauf einstellen, dass die Aktienmärkte korrigieren und dann weitersehen. Aber dann gibt es bestimmt wieder gute Einstiegsszenarien im Laufe des Jahres.